Donnerstag, 16. Juni 2011

Geldpolitik der EZB und Taylor-Regel

(Wonkish)

Die San Francisco Fed hat eine neue Forschungsarbeit („Monetary Policy When One Size Does Not Fit All“) vorgelegt. Es geht um die Analyse des geldpolitischen Dilemmas in der Eurozone in Sinne einer Taylor-Regel. Die Studie hat aber ein methodisches Problem, was die Ergebnisse verzerrt, hebt Paul Krugman in seinem Blog hervor. Würden die Fehler korrigiert, würde das Ergebnis der Analyse weniger günstig für die EZB aussehen, bemerkt der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Im Research-Paper wird eine Taylor-Regel verwendet, die auf die Unemployment Gap*, statt auf die Output Gap (Produktionslücke) basiert. „Beide sind OK, aber, wenn Sie Europa und die USA miteinander vergleichen, müssen Sie erkennen, dass es grosse Unterschiede in Sachen Arbeitsmarkt-Institutionen gibt, sodass vergleichbar fundierte Rezessionen in den USA einen viel grösseren Anstieg der Arbeitslosigkeit verursachen“, erklärt Krugman. Und es ist zudem nicht wahr, wie in der Analyse behauptet wird, dass die Erholung der europäischen Wirtschaft schneller als die der amerikanischen erfolgt ist. „In bezug auf die Produktionslücke sind wir ähnlich“, unterstreicht Krugman.


Taylor Regel Empfehlungen, Graph: FRBSF, Economic Letter, 2011-18.

Wenn Sie Unemployment Gap benutzen (Taylor Regel verwendet im Original die Produktionslücke), dann wollen Sie in der Tat nicht die gleichen Koeffizienten auf beiden Seiten des Atlantiks verwenden, hält der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008) kritisch fest.

Wenn Sie für die USA die Produktionslücke von Taylor-Regel (entsprechend der Version der Arbeitslosigkeit wie in der Analyse von SF Fed) verwenden, impliziert es negative Zinsen. Kurz gesagt: Die EZB hat demnach mit Zinserhöhung nichts verloren. Was jedoch wahr ist, dass die Regel dennoch auf Zinserhöhung für Deutschland hindeuten kann.

Der Punkt ist also, dass, während die EZB unter dem Problem „Einheitsgrösse“ (one size fits all) im Hinblick auf die Geldpolitik leiden könnte, es eine Tatsache ist, dass es nicht der Fall ist, da die EZB die Zinsen nur dann strafft, wenn Deutschland es braucht.


PS:
*The difference between the nonaccelerating inflation rate of unemployment (NAIRU) and the unemployment rate. Das heisst, Abweichung der Arbeitslosigkeit von ihrem langfristigen Gleichgewichtsniveau.

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