Paul Krugman geht in seinem Blog auf die Fragen (einige neugierig, einige angriffslustig) ein, wie man düstere Ansichten über die Aussichten der Eurozone mit der Stärke des Euros gegenüber dem US-Dollar in Einklang bringen kann.
Es gibt wirklich keinen Widerspruch. Um zu sehen, warum, muss man darüber nachdenken, was die Wechselkurse bestimmt, hebt der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor hervor. Für eine grob-fertige Wechselkurs-Modellierung wende er sich wie viele andere an eine Version des Anker-Modells („anchor model“), erklärt Krugman. Dieses Modell postuliert, dass es einen langfristigen Gleichgewicht-Wechselkurs gibt, was Investoren für angebracht halten, welcher durch Handelsströme, Kaufkrafparität usw. bestimmt wird.
Auf kurze Sicht kann der Wechselkurs jedoch von diesem langfristigen Gleichgewicht abweichen, wobei die Abweichung die Zinsdifferenzen widerspiegelt. Angenommen, die US-Zinsen sind im Vergleich zu den Zinsen der Eurozone niedrig. Dann, wenn der Dollar gegenüber dem Euro fällt, bis weit genug unterhalb seines langfristigen Wertes, dass die Menschen einen Anstieg in Zukunft mit so einer Geschwindigkeit erwarten, dass die Kapitalgewinne die Zinsdifferenzen ausgleichen.
Experten werden erkennen, dass dies die wesentliche Logik hinter der klassischen Analyse von „Überschiessen des Wechselkurses“, Rudi Dornbusch ist, bemerkt Krugman. Super-Experten werden wissen, dass wir wirklich einen intertemporalen Rahmen, der die Auswirkungen von kurzfristigen Entwicklungen auf die lange Sicht einschliessen, haben sollten. Ganz tolle Experten wissen, dass das in der Praxis nicht viel Unterschied ausmacht, sodass das Anchor-Modell recht gut funktioniert, so Krugman.
Doch wie funktioniert dieses Modell, wenn mehrere Länder der betreffenden Währungsunion angehören und manche dieser Mitglieder in einer Notlage stecken und wahrscheinlich gezwungen werden, die Währungsunion zu verlassen?
Krugman antwortet darauf, dass wir den Euro-Dollar-Wechselkurs so betrachten sollen, als ob es ein Wechselkurs zwischen der Kern-Eurozone (Deutschland, Frankreich und ein paar andere Länder) und den USA wäre. Hier lässt sich das Anchor-Modell anwenden. Der Euro ist stark, weil die realen Zinssätze in Deutschland höher sind als in den USA: Die Rendite der Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit sind ungefähr gleich, aber die EZB ist voraussichtlich angriffslustiger (more hawkish) als die Fed, was die Inflation betrifft.
Was ist mit der europäischen Peripherie? Nun, diese Volkswirtschaften stecken in grossen Schwierigkeiten, aber sie bieten auch sehr hohe Zinsen an, erläutert Krugman. Und um es auf den Punkt zu bringen: die entsprechende Arbitrage im Devisenmarkt bezieht sich auf die Bundesanleihen versus US-Treasury Bonds. Wenn die Eurozone auseinanderzufallen droht, ist die Frage, die sich stellt, was der Wert des verbleibenden Kerns sein wird? Und es ist vermutlich sehr hoch, hält Krugman fest.
Die einzige Situation, in der man erwarten würde, dass die Schwierigkeiten von Griechenland und anderen einen schwachen Euro bedeuten würden, ist die, wenn man erwartet, dass die EZB beginnt, die Probleme mit einer Inflationspolitik zu lösen. Es gibt in der Tat einen guten Grund dafür. Aber die Deutschen würden es niemals zulassen, unterstreicht Krugman mit Nachdruck.
Der Euro ist also stark, selbst wenn das Euro-System sich zu einer unabwendbaren Katastrophe verwandelt, lautet das Fazit von Krugman.
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