Mittwoch, 15. Juni 2011

Haushaltsdefizite und Bond Vigilantes

Tim Duy dirigiert Hamlet, zwischen seiner Besorgnis über die Massenarbeitslosigkeit in einer stagnierenden Wirtschaft und seiner Angst davor, dass ein Angriff auf den US-Dollar um die Ecke lauert, beschreibt Peter Dorman in einem lesenswerten Beitrag im Blog EconoSpeak.

Duy hat Recht damit, dass wir während der Zeit, die zu der Finanzkrise führte, nahe an einer ungeordneten Abwertung des US-Dollars angekommen waren. Aber es wäre ein grosser Fehler, zu denken, dass die Kürzung des Haushaltsdefizits eine Art Versicherung gegen die Rückkehr dieser Bedrohung bieten würde. Im Gegenteil: Hohe Haushaltsdefizite sind genau das Ergebnis der Kreditverknappung im Privatsektor, beschreibt Dorman.

Die Zuflüsse in die USA sind Mitte 1990er Jahre in die Höhe geschossen, bis zum Ausbruch der Finanzkrise. Dies war nicht ein Zeitraum der überdimensionalen Haushaltsdefizite. Es war jedoch die private Wirtschaft, die die Schulden hat entstehen lassen. Als die Blase platzte, war es der Fed und dem Schatzamt überlassen, die Schulden von denjenigen, die (private Haushalte und Finanzinstitute) sie nicht finanzieren konnten, an diejenigen (Steuerzahler), die es konnten, zu übertragen, legt Dorman dar.


Kapitalzuflüsse in die USA, Graph: FRED via Prof. Tim Duy

Das ist natürlich nicht eine funktionale Beziehung. Es hat nichts damit zu tun, was die Menschen wollen, Entscheidungen, die sie treffen oder wahrscheinlich sogar die Folgen ihres Handelns. Es ist eine Identität. Wenn der Privatsektor seine Nettoschulden insgesamt abzahlen will, in Abwesenheit einer Veränderung in der Zahlungsbilanz, ist es gleichbedeutend, zu sagen, dass die öffentliche Hand es mit Fassung trägt.

Was die Euro-Krise uns lehrt, ist, falls wir es aus Erfahrung nicht wussten, dass es die externe Position eines Landes ist, ob es Kredit aufnimmt oder an den Rest der Welt verleiht, die bestimmt, wie viel Vertrauen es im Hinblick auf die finanziellen Vermögenswerte gibt. Griechenland hat Haushaltsdefizit angehäuft und wurde erwischt. Irland und Spanien haben eine orthodoxe Finanzpolitik angenommen, aber auch sie wurden erwischt, weil der Privatesektor sich in eine Schuldengelage begeben hat.
Und die USA? Die Finanzkrise hat zu einem plötzlichen, aber vorübergehenden Zusammenbruch der externen Kreditaufnahme geführt, wie in der Abbildung zu sehen ist. Nun geht es aber wieder vorwärts.

„Die USA benötigen mehr Ausfuhren und weniger Einfuhren. Eine Abschwächung des US-Dollars würde helfen. Aber wir brauchen die Zustimmung unserer wichtigsten Handelspartner, die eine drastische Reduzierung ihrer Handelsüberschüsse akzeptieren“, unterstreicht Dorman. Es dürfte aber Jahre dauern, die Strukturierung der US-Wirtschaft um importierte Ressourcen und Konsumgüter rückgängig zu machen.

Fazit: Was jetzt überhaupt nicht gut ist: Ausgabenkürzungen. Strenge Sparmassnahmen (fiscal austerity) würden Millionen von Menschen schaden und keinen Schutz gegen das Risiko eines künftigen Zusammenbruchs der US-Vermögenswerte bieten, fasst Dorman zusammen.

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