Sonntag, 12. September 2010

Finanzkrise und natürliche Arbeitslosigkeit

Im Verlauf der jüngsten Rezession ist die US-Wirtschaft um mehr als 4% geschrumpft. Der grosse Schock hat grosse Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen. Insgesamt sind über 8,3 Mio. Arbeitsplätze verloren gegangen. Die Arbeitslosenquote ist von 4,7% auf einen Spitzenwert von 10,1% Ende 2009 geklettert. Derzeit sind mehr als 14,5 Mio. Menschen offiziell arbeitslos und viele sind unterbeschäftigt. Arbeitslose Menschen bleiben jetzt im Durchschnitt 34 Wochen ohne Beschäftigung. Das ist mehr als 50% als bei früheren konjunkturellen Abstürzen. Die grossen Einwirkungen auf den Arbeitsmarkt werfen die Frage auf, wie die Arbeitslosigkeit sich durch die Erholung entwickelt. Mit dieser Frage befassen sich Murat Tasci und Saeed Zaman in einem kürzlich verfassten Paper. Die beiden Herren sind als Ökonomen bei der Fed Cleveland tätig.


Arbeitslosenquote und Dauer, Graph: Murat Tasci und Saeed Zaman


Vieles deutet darauf hin, dass die natürliche Rate der langfristigen Arbeitslosigkeit sich permanent verschoben hat. Tasci und Zaman verwenden einen Ansatz, der darauf basiert, mit welcher Rate die Arbeitnehmer Arbeitsplätze finden und verlieren. Dieser Ansatz ermöglicht nach Einschätzung der Autoren eine bessere Beurteilung der natürlichen Arbeitslosigkeit. Sie finden heraus, dass die natürliche Rate der Arbeitslosigkeit sich in der Tat erhöht hat, aber viel weniger als vielfach angenommen wird. Überraschende Trends sowohl in den Raten für die Job-Findung und als auch für den Job-Verlust erklären den aktuellen Stand der Arbeitslosenquote, so Tasci und Zaman.

Die natürliche Arbeitslosigkeit beschreibt den Umstand, dass nach jedem wirtschaftlichen Abschwung ein Sockel an Arbeitslosigkeit zurückgelassen wird, der auch nach der Erholung der Konjunktur bestehen bleibt, weshalb Ökonomen auch von Sockelarbeitslosigkeit sprechen. Die natürliche Arbeitslosigkeit besteht also aus struktureller und friktioneller Arbeitslosigkeit. Friktionelle Arbeitslosigkeit entsteht infolge von Stellenwechsel aufgrund von Suchprozessen. Strukturelle Arbeitslosigkeit liegt vor, wenn das Angebot (qualitativ, regional, branchenmässig usw.) mit der Nachfrage nicht übereinstimmt.


Arbeitslosenquote und natürliche Arbeitslosenquote, Graph: Murat Tasci und Saeed Zaman

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Was ist eigentlich los in den westlichen Gesellschaften ? Vor 40 Jahren reichte ein Arbeitseinkommen um die Familie zu versorgen , heute in US und Europa sind faktisch zwei Einkommen erforderlich.Wäre weiterhin nur ein Einkommen ausreichend würde voraussichtlich das Arbeitskräfteangebot deutlich sinken und die Arbeitslosenquote dementsprechend auf faktisch Vollbeschäftigung zurückgehen.
Vielleicht ist es erneut an der Zeit die Suppe umzurühren.

Faam

endless.good.news hat gesagt…

"Vor 40 Jahren reichte ein Arbeitseinkommen um die Familie zu versorgen , heute in US und Europa sind faktisch zwei Einkommen erforderlich."
Das obwohl der Gesamtwohlstand gestiegen ist. Genauso absurd ist es, dass zwar die Produktivität steigt, die Menschen aber immer mehr arbeiten. Eigentlich sollte man annehmen, dass es ein Fortschritt wäre, wenn man flexibel die Zeit nutzen könnte wie man will. Stattdessen arbeiten sehr viele Menschen wie Sklaven um ihr überleben zu sichern. Auf der gegenüberliegenden Seite werden dafür die Yachten gestappelt, weil man sie in den Häfen nicht mehr unter kriegt. Das ist unsere absurde Welt-