Sonntag, 19. September 2010

Basel III: Der fatale Fehler

Das als „Basel III“ bekannte Regelwerk hat zu einem unbefriedigenden Ergebnis gehetzt, schreibt Simon Johnson in einem lesenswerten Eintrag („Basel III: The Fatal Flaw“) in seinem Blog The Baseline Scenario. Falls die neuen Vorschrifen wirksam sein sollten, müssen die USA und andere Länder mit wichtigen Finanzplätzen erhebliche zusätzliche Eigenkapitalanforderungen auf nationaler Ebene hinzufügen, bemerkt der ehem IWF-Chefökonom. Das Herzstück der inhaltlichen Diskussion ist laut Johnson, ob die Straffung der Eigenkapitalanforderungen und die Puffer für etwaige Verluste, welche die Banken verpflichtet sind, einzuhalten, eine negative Auswirkung auf die Wirtschaft entfalten wird oder nicht. Die Banken bestehen darauf, dass de Forderung nach mehr Eigenkapital die Kreditvergabe und daher das Wirtschaftswachstum verlangsamen werde. Diese Behauptung hat jedoch keine Substanz, erläutert Johnson.


Erhöhte Kapital- und Liquiditätsanforderungen und Auswirkungen auf Wachstum, Graph: Bank for International Settlements (BIS), Sept 2010


Die BIS argumentiert in einem Paper („An assesment of the long-term economic impact of stronger capita and liquidity requirements“) überzeugend, dass das langfristige Wachstum von höheren Eigenkapitalanforderungen profitieren wird, weil wir weniger Mega-Krisen erleben werden und der Übergang zum neuen Regelwerk viel glatter erfolgen wird als die Bank-Industrie behauptet, legt der an der MIT Sloan lehrende Wirtschaftsprofessor dar. Es gab im Vorfeld Druck auf den Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht, vor dem G20 Gipfeltreffen im November, eine Vereinbarung für Kapitalanforderungen zu treffen. Folglich sind die erhöhten Eigenkapitalanforderungen nur in bescheidenem Mass ausgefallen und die neuen Regeln werden nur allmählich eingeführt, klagt Johnson. Die entscheidende konzeptionelle Aufteilung ist die folgende: Während die Behauptungen der Banken, dass höhere Eigenkapitalanforderung schädlich seien, zurückgewiesen werden, erlauben die Behörden den Banken, die Debatte zu führen, so Johnson. Die besten Ideen stammen zum Glück von unabhängigen Analysten wie von David Scharfstein und Jeremy Stein, die in einem Essay („Basel needs a firm hand and fewer delays“) in FT darauf hinweisen, dass es einen Unterschied gibt zwischen der Verpflichtung der Banken zu einer bestimmten Kapitalquote und der Forderung, einen bestimmten Betrag von Kapital zu beschaffen. Man kann sagen, was man will über die Stresstests, die in den USA im Frühjahr 2009 stattgefunden haben. Wenn es aber darum geht, Banken zu zwingen, nachträglich Kapital zu erhöhen, ist es der Ansatz, dem zu folgen ist, erklärt Johnson. Banken mögen es nicht, Kapital zu erhöhen. Sie werden es i.d.R. nur dann tun, wenn sie gezwungen werden. Der faire Weg, dies zu tun, ist der Weg durch harte und transparente Stresstests, ist Johnson überzeugt. Seiner Ansicht nach sollen Stresstests in den USA und auf vergleichbarer Basis in anderen Finanzplätzen jedes Jahr wiederholt werden.  Es sollte das Hauptziel von G20 sein, sich darauf zu einigen, schlägt Johnson vor. Die beste, und vielleicht einzig verbleibende Chance für die USA ist, auf noch schärfere Eigenkapitalanforderungen für inländische Banken zu bestehen, und zwar mutiger als unter der Überschrift „antizyklische Puffer“ in Basel III vorgegeben ist, hält Johnson fest.  

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