Mittwoch, 29. September 2010

Ungerechte Einkommensverteilung

Mark Thoma macht in einem lesenswerten Eintrag in seinem Blog darauf aufmerksam, wie sich die Einkommensverteilung in den vergangenen Jahrzehnten verschoben hat. In einem Essay („What the Rich Don’t Need“) in  NYT widerlegt Richard Thaler geschickt die Argumente für die jährliche Mittelbeschaffung in Zig Milliarden Dollar, um die Steuersenkungen des Präsidenten Bush an die wohlhabendsten 2% der Leute aufrechtzuerhalten. „Wollen wir eine Gesellschaft, in der die Reichen einen immer grösseren Anteil am Kuchen bekommen oder wollen wir lieber zu den Bedingungen zurück, die allen Klassen erlauben, an einem steigenden Lebensstandard teilzunehmen?“, fragt Thaler zu Recht. Wie Chuck Marr  schon mal bemerkt hatte, hat in den USA in den letzten drei Jahrzehnten eine erstaunliche Verschiebung des Einkommens stattgefunden, aus der Mittelschicht zu den wenigen an der Spitze der Einkommensklasse.


Der durchschnittliche Gewinn oder Verlust im Jahr 2007 aus der Einkommensverschiebung seit 1979, Graph: Chuck Marr, off the charts

Bereits 1979 hatte die 20%-Mitte der Amerikaner mehr als doppelt so grossen Anteil am Einkommen (nach Steuern) als die oberste 1% der Nation. Aber 2007 hat sich der Anteil der obersten 1% mehr als verdoppelt und den Anteil der Mittelschicht, der geschrumpft ist,  tatsächlich übertroffen. Diese grosse Verschiebung des Einkommens bedeutet, dass die Durchschnittsfamilie des mittleren Einkommens im Jahre 2007 9'000 $ weniger Einkommen nach Steuern zur Verfügung hatte und ein durchschnittlicher Haushalt an der obersten Spitze (1%) 741'000 $ mehr an Einkommen hatte. Und die 1% hätte mehr haben können, wenn die Einkommensverteilung 1979 verblieben wäre, erklärt Marr. Die folgende Abbildung fasst die Daten zusammen.



Auswirkungen der Veränderungen in Einkommensverteilung zwischen 1979 und 2007, Graph: Chuck Marr, off the charts

Volle zwei Drittel der Einkommenszuwächse in der letzten wirtschaftlichen Expansion (2001-2007) sind nur an die obersten 1% zugeflossen. Das ist kein gutes Zeichen für eine Gesellschaft, hält Marr fest. „Wie Prof. Thaler fordert, müssen wir uns entscheiden, ob wir die immer noch grössere Ungleichheit fördern (durch die Verlängerung der Steuersenkungen für die Leute mit hohem Einkommen) oder uns gegen diesen Trend stellen wollen, argumentiert Marr weiter. Jedes Jahr bekommt der durchschnittliche Millionär rund 125'000 $ von Bush-Steuersenkungen gemäss Urban-Brookings Tax Policy Center. Nun scheint der Zeitpunkt gut, genug ist genug zu sagen, so Marr.

Ist es möglich, ein gerechtes Ergebnis zu erzielen, wenn wie in den letzten Jahrzehnten fast alle Gewinne aus dem Wachstum nur einer bestimmten Klasse zu Gute kommen?, fasst Thoma zusammen.

PS: Chuck Marr ist der Direktor von Federal Tax Policy am Center für „Budget and Policy Priorities“.

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