Was ist wegen Massenarbeitslosigkeit zu tun? Schlauberger behaupten suggestiv, dass es keine einfache und rasche Antwort darauf gibt. Es gebe zwar Arbeit, zu tun, aber die Arbeitnehmer seien nicht bereit, die Jobs anzunehmen. Weil sie am falschen Ort sind und die falschen Fertigkeiten haben. Unsere Probleme seien „strukturell“ und es werde daher mehrere Jahre dauern, um das Problem zu lösen. Gibt es aber Beweise, die diese schwachen Unterstellungen rechtfertigen? Nein. „Ganz im Gegenteil ist die hohe Arbeitslosigkeit das Ergebnis einer unzureichenden Nachfrage. Punkt“, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Montagskolumne („Structure of Excuses“) in NYT. „Die Krise unserer Arbeitslosigkeit könnte sehr rasch gelöst werden, wenn wir die geistige Klarheit und den politischen Willen zum Handeln hätten“, bemerkt Krugman weiter.
M.a.W. ist die strukturelle Arbeitslosigkeit ein irreführendes Problem, welche als Ausrede dazu dient, echte Lösungen anzustreben, erklärt der Nobelpreisträger. Wer sind aber diese klugen Köpfe, von denen Krugman redet? Beispielsweise Narayana Kocherlakota, der Minneapolis Fed-Präsident, der mit Nachdruck viel Aufmerksamkeit erregt hat, dass die Fed keine Verantwortung für den Umgang mit hoher Arbeitslosigkeit trage. Beispielsweise Bill Clinton, der ehem. US-Präsident, der kürzlich in einem Interview sagte, dass die Arbeitslosigkeit hoch bleibe, weil „die Menschen nicht über die beruflichen Fähigkeiten für die Arbeitsplätze, die angeboten werden, verfügen“. Solche Aussagen sind, angenommen, wahr. Was müsste dann sichtbar sein? Es müsste einen erheblichen Arbeitskräftemangel in Amerika geben. Unternehmen, die versuchen, zu expandieren, hätten Mühe, Arbeitskräfte anzustellen. Das ist aber nicht der Fall. Die Stellenangebote sind in allen wichtigen Branchen dramatisch gesunken, während die Anzahl der Arbeitnehmer in Teilzeit-Beschäftigung in nahezu allen Branchen gezwungenerweise rapide gestiegen ist, erklärt Krugman. Die Arbeitslosigkeit ist in allen wichtigen Berufsgruppen geklettert. Nur drei Bundesstaaten mit einer Gesamtbevölkerung von nicht mehr als die von Brooklyn weisen eine Arbeitslosenquote von weniger als 5% auf, beschreibt Krugman. Wo sind denn die Unternehmen, die keine geeignete Arbeitskräfte finden können? Die NFIB (National Federation of Independent Business) führt regelmässig Umfragen unter Kleinunternehmen durch, welche u.a. gebeten werden, das wichtigste Problem zu nennen. Der Prozentsatz, der sich auf die Probleme mit Arbeitsqualifikation bezieht, liegt auf dem Allzeit-Tief und reflektiert damit die Realität in diesen Tagen. Selbst hoch qualifizierte Arbeitskräfte suchen nämlich verzweifelt nach Beschäftigung.
Wenn die Beweise der Behauptung widersprechen, dass wir unter der strukturellen Arbeitslosigkeit leiden, warum sind aber solche Aussagen populär? Ein Teil der Antwort liegt daran, dass das immer dann passiert, wenn hohe Arbeitslosigkeit vorherrscht. Zum Teil weil die Experten und Analysten glauben, dass sie ernst klingen, wenn sie die Probleme tief verwurzelt, ohne einfache Antworten darstellen, legt Krugman dar. Selbst im Jahr 1935 wurde in einer Analyse erklärt, dass die Arbeitskräfte „nicht anpassungsfähig und untrainiert“ sind, so dass sie auf die Stellen, die die Industrie offeriert, nicht reagieren können. Ein paar Jahre später, nachdem ein Konjunkturpaket (fiscal stimulus), das auf die Bedürfnisse der Wirtschaft massgeschneidert war, zusammengeschnürt wurde, begann die Industrie, diese „nicht anpassungsfähige und untrainierte“ Arbeitnehmer zu beschäftigen, hebt Krugman hervor. „Wir leiden nicht unter einem Mangel an Qualifikation. Wir leiden unter einem Mangel an politischer Entschlossenheit“, fasst Krugman zusammen.
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