Die Fed wurde im Jahre 1931 geschaffen, um die Auswirkung der Finanz-Paniks zu begrenzen. Es hat eine Weile gedauert, bis die Fed dieses Ziel erreicht hat, erst nach dem Zweiten Weltkrieg mit Hilfe der Regierung, schreibt Simon Johnson in einem lesenswerten Essay („The Fed, Innovation and the Next Recession“) in NYT. Heute hat die Fed diese Spur nicht nur verloren, sondern sie betreibt eine Politik, die den Zyklus des Überschwangs und der unvorsichtigen Kreditvergabe verschlimmert, was die nächste grosse Krise (vermutlich eine schwere Rezession) bringen dürfte, argumentiert der ehem. IWF-Chefökonom. Plötzlicher Vertrauensverlust in das Finanzsystem war bis Ende des 19. Jahrhunderts nicht unüblich. Während der private Sektor in der Lage war, eine komplette Katastrophe abzuwehren, hat sich das Blatt im Jahr 1907 gewendet, beschreibt Johnson weiter. Die Frage des Tages war, wie viel staatliche Aufsicht die Banker im Gegenzug für die Schaffung einer Zentralbank zu akzeptieren hätten.
Die Skeptiker von Links haben unterstrichen, dass die Präsenz eines „lender of last resort“ wahrscheinlich weniger Sorgfalt auf Seiten der grossen Finanzinstitute ermutigen würde, betont Johnson. Die Problematik, die heute als „moral hazard“ bezeichnet wird, stand damals im Zentrum der politischen Diskurs während der Gründungszeit der Fed. Dennoch erwies sich der Deal als eine sehr „leichte Aufsicht“ (light supervisory), argumentiert Johnson. Zum Teil wegen der beteiligten Personen, begründet der an der MIT Sloan lehrende Wirtschaftsprofessor. Die New York Fed wurde beispielsweise von Benjamin Strong, einem engen Verbündeten von Morgan bis 1928 geführt. „Die strukturelle Schwäche war so, dass die Zentralbank nicht konstruiert war, mit dem Tempo der Innovation Schritt zu halten. Wenn die Banken so geblieben wären, wie im Jahre 1913, hätte die Fed eine reelle Chance gehabt, dagegenzuhalten“, erklärt Johnson. Aber die Banken haben sich nach dem Ersten Weltkrieg dramatisch verändert. Die Kontrollen wurden entfernt. Und die Finanzinstitute traten rasch in das Handelsgeschäft von Wertschriften ein. Das Ergebnis waren die finanziellen Machenschaften der 1920er Jahre. Die Opfer waren Mittelklasse-Investoren, welche mit dem Versprechen des „easy money“ gelockt wurden. Die Parallelen mit dem Subprime-Wahn sind allzu offensichtlich. In Folge dieser Erfahrung und des damit verbundenen finanziellen Desasters erhielt die Fed mehr Berfugnisse zur Regulierung. Die verschärften Vorschriten enthielten den „Glass-Steagall Act“ von 1933, welcher die Geschäftsbanken von den Investmentbanken trennte. Doch nichts davon war „anti-business“, hebt Johnson hervor. Die Fed und die harte Regulierung überwachten die Boom Phase nach dem Zweiten Weltkrieg, indem es den USA gelungen war, die Art von Investitionen und Risikobereitschaft so zu kombinieren, dass nicht-finanzielle Innovation (unter Beibehaltung des hohen realen Lohnwachstums) gefördert wurde, während erhebliche Finanzkrisen vermieden wurden. Aber die effektive Aufsicht und die Beschränkungen der Finanzsektor-Innovationen wurden mit Beginn in den 1980er Jahren demontiert. Der Kongress hat 1999 das „Glass-Steagall“-Gesetz mit dem „Gramm-Leach-Bliley“ Act abgeschafft, was 2010 durch „Dodd-Frank“-Regulierung weder wiedereingeführt noch aktualisiert wurde. Die Fed ist jetzt wieder im Einsatz als Stütze für ein Finanzsystem, in welchem „Innovation“ nicht wirksam eingeschränkt wird, schlussfolgert Johnson.
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