Mittwoch, 15. September 2010

Japanische Zentralbank interveniert am Devisenmarkt

Der Yen war zuletzt auf ein 15-Jahres-Hoch zum US-Dollar gestiegen. Nun will die Bank of Japan (BoJ) eine weitere Aufwertung der japanischen Währung stoppen. Die Währungshüter haben beschlossen, um erstmals seit sechs Jahren erneut am Devisenmarkt zu intervenieren. Während der Yen verkauft wird, wird der Dollar gekauft. Die ersten Transaktionen, die im Namen des Finanzministeriums unilateral um rund 23 Uhr während des asiatischen Handels stattfanden (d.h. ohne Unterstützung von anderen Notenbanken), führten dazu, dass der Yen gegen den Greenback um rund 3% an Wert verloren hat. Emma Lawson, Morgan Stanley, die sich mit dem Wirkungsgrad der Interventionen befasst, schreibt in einem aktuellen Paper, dass der Erfolg nicht garantiert ist. Studien zeigen, dass der Erfolg eher wahrscheinlich ist, wenn die Interventionen koordiniert und/oder gross angelegt werden. Der jüngste Schritt erfolgte unilateral, betont sie.

USD / Yen Wechselkurs, Graph: finance.yahoo.com



Die Studie von Fatum & Hutchison („Effectiveness of official daily foreign exchange market intervention operations in Japan“, NBER Paper, April 2003) zeigt, dass Interventionen, die in Verbindung mit der US-Notenbank Fed gemacht werden, wahrscheinlich zum Erfolg führen als diejenigen, die einseitig durchgeführt werden. Die Autoren heben bezogen auf die Devisenmarktinterventionen der BoJ zwischen 1991 und 2000 hervor, dass unkoordinierte kleinformatige Interventionen keine sinnvolle Politik darzustellen scheinen. Angesichts der Null-Zinsen in Japan ist eine Unterstützung durch die Zinspolitik im differentiellen Sinne unwahrscheinlich, argumentiert Lawson. Allerdings dürfte eine Ausweitung der mengenmässigen Lockerung der Geldpolitik („quantitative easing“) angesichts der gegenwärtigen Besorgnisse im Markt anders als im Jahre 2004 eine Unterstützung bieten, so die Analystin von Morgan Stanley. Die japanischen Behörden haben bereits verlauten lassen, dass jede Interventionen unsterilisiert erfolgen würde. Die Intervention würde also die Bilanzsumme der BoJ ausweiten lassen. Das dürfte wiederum auf dem Yen lasten. Einen zusätzlichen Rückenwind könnte die Massnahme durch einen Anstieg des globalen Risikoappetits bekommen. Aufhellende Wirtschaftsaussichten würden die Renditen steigen lassen, was den Yen wieder zu einer Finanzierungswährung machen würde, schätzt Lawson ein. Ein weiterer Faktor für den Erfolg ist das Ausmass der Intervention. Interventionen über 1 Mrd. $ sind erfolgreicher als die von weniger als 1 Mrd. $.


USD / Yen Intervention, Graph: Emma Lawson, Morgan Stanley

Fazit: Wenn die japanische Wirtschaft schwach verläuft und der Ausblick fürs Wachstum moderat bleibt, dürfte der Yen zur Schwäche neigen, zumal Deflationsgefahr derzeit wieder aufflammt. Das würde nicht nur die realen Zinsen, sondern auch die Wahrscheinlichkeit einer weiterhin lockeren Geldpolitik durch die BoJ erhöhen. Verbleiben die Interventionen am Devisenmarkt unsterilisiert, weitet sich die Bilanzsumme der BoJ aus.



USD / Yen risikoadjustierte Rendite, Graph: Emma Lawson, Morgan Stanley


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