Dienstag, 21. September 2010

NBER: Was die Verkündung vom Ende der Rezession bedeutet

Nachdem das private Forschungsinstitut NBER gestern mitgeteilt hat, dass die Rezession im Juni 2009 zu Ende gegangen ist, tauchen viele Fragen auf. Jeff Frankel, der ein Mitglied des NBER ist, erklärt in seinem Blog, was es mit der NBER-Verkündung auf sich hat.

Wer braucht das NBER, das uns sagt, was wir bereits wissen?

„Es ist wahr, dass das BIP seit 5 Quartalen wächst und die meisten Ökonomen daher die Rezession für beendet halten“, erläutert  Frankel. Aber es ist nicht einfach, die Talsohle zu benennen, und zwar aus mehreren Gründen: Daten werden überarbeitet. Verschiedene Indikatoren sagen verschiedene Dinge hinsichtlich des genauen Zeitpunktes des unteren Ende. „Wir konnten uns bisher nicht überzeugen, dass ein hypothetisch neuer Abschwung als eine zweite Rezession zählen würde statt einer Fortsetzung des ersten Abschwungs“, erklärt der an der Harvard University lehrende Wirtschaftsprofessor. Sieht die 15-monatige Verzögerung dieser Ankündigung wie eine lange Zeit aus? Frankel erinnert daran, dass es damals 18 Monate gedauert habe, bis das Ende der Rezession von 2001 für beendet erklärt wurde.


Es sieht für mich oder viele Menschen, die ich kenne, nicht so aus, als ob die Rezession vorüber wäre? Wie kann das NBER so unsensibel sein?

Die Aussage, dass die Rezession vorüber ist, ist bloss eine Erklärung, dass die Dinge nicht mehr schlimmer werden, erklärt Frankel weiter. Es ist keine Erklärung dafür, dass wir jetzt guten Zeiten gegenüberstehen. Die Wirtschaft fühlt sich immer noch schlecht, aus gutem Grund: Es ist schlimm. Insbesondere ist die Arbeitslosenquote immer noch sehr hoch. Aber die Dinge sind jetzt viel besser als sie vor 18 Monaten waren, als die Wirtschaft sich im freien Fall befand oder Mitte 2009, als wir am Ende des schlimmsten Abschwungs seit der Grossen Depression waren, hält Frankel fest. Es dauert eine lange Zeit, um vollständig aus dem tiefen Loch zu kommen. Das derzeitige Tempo der Expansion ist enttäuschend langsam, v.a. im Hinblick auf Arbeitsplätze. Aber das BIP und die Beschäftigung steigen zumindest, fasst Frankel zusammen.

Sollten wir uns Sorgen um eine Double-dip Rezession machen?

Das NBER gibt keine Prognosen ab, erklärt Frankel. Aus seiner Sicht sei aber ein neuer Abschwung eine Sorge, v.a. weil es Washington nicht gelungen sei, eine vernünftige Fiskalpolitik zu betreiben. Frankel wäre im Februar 2009 für mehr Stimulus gewesen. Aber selbst ohne eine angemessene fiskalpolitische Antwort gibt sich Frankel zuversichtlich, dass eine Double-dip Rezession zu vermeiden ist. Seiner Ansicht nach wird sich die derzeit unzureichende Erholung langsam fortsetzen.

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