Donnerstag, 16. September 2010

Kompetitive Abwertung versus mengenmässige Lockerung

Jeden Tag sieht es so aus, als wären wir zum Scheitern verurteilt, oder soll man sagen, verdammt, die katastrophale Wirtschaftsgeschichte der 1930er Jahre wieder abzuspielen?, bemerkt Barry Eichengreen in einem lesenswerten Essay („Competitive devalution to the rescue“)  in guardian: „Börsencrash wie 1929, Bankkrise vergleichbar mit 1931, wirtschaftliche Kernschmelze im Osten Europas wie im Jahre 1931. Und wenn all dies nicht genug wäre, haben wir jetzt das gefürchtete Gespenst der kompetitiven Abwertung“, erklärt der an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor. In den 1930er Jahren hat ein Land nach dem anderen versucht, seine Währung in einem verzweifelten Versuch abwerten zu lassen, um einen Weg aus der Depression zu finden. Die Abwertung der Währung eines jeden Landes hat die Probleme seiner Handelspartner, welche ebenfalls in der Depression standen, aber verschlimmert. Selbst Länder, die ihre Währung aufgewertet haben, sahen sich gezwungen, in gleicher Weise zu reagieren.

Am Ende hat niemand von der kompetitiven Abwertung profitiert, weil nicht alle Länder gleichzeitig ihre Währung gegeneinander abwerten können. Die einzigen Effekte waren nur, politische Spannungen zu verschärfen. Die Unsicherheit im Hinblick auf die Wechselkurse hat das globale Handelssystem gekippt. Protektionismus in finanzieller Hinsicht war die Folge, so Eichengreen. „Wir sind nun gewarnt. Es gibt Anzeichen für das gleiche“, hält er fest. Die Bank of England (BoE) ist nicht gerade ermutigend, diskret das Pfund fallen zu lassen. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) interveniert am Devisenmarkt, um den Franken zu schwächen. Wollen Japan, die USA und China folgen? Es ist wahr, betont Eichengreen, dass in den 1930er Jahren ein Land nach dem anderen seine Währung abgewertet hat. Aber niemand hat am Ende an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen können. Kein Land hat seinen Weg aus der Depression abwerten können. Weil niemand da war, um zusätzliche Exporte zu kaufen. Das ist aber nicht, was zählt. Was zählt, ist, dass ein Land nach dem anderen seine Geldpolitik gelockert hat, da kein Land besorgt war, um den Wechselkurs zu verteidigien. Die geldpolitische Stimulanz war wahrscheinlich der einzig wichtigste Faktor, der zur wirtschaftlichen Erholung beigetragen hat, erläutert Eichengreen. Es ist wahr, dass der Prozess unordentlich und störend verlief. Es wäre besser gewesen, wenn alle betroffenen Länder koordiniert zu einer mehr stimulierenden Geldpolitik übergegangen wären, ohne Wechselkurse auf eine Achterbahnfahrt zu schicken, legt Eichengreen dar.

Fazit: Eichengreen argumentiert, dass eine querfeldein koordinierte mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (quantitative easing) besser ist als kompetitive Abwertung.

Hat tip Mark Thoma.


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