Am 18. September werden die
Schotten darüber abstimmen, ob sie weiter zum Vereinigten Königreich gehören
oder einen eigenständigen Staat haben wollen. Jüngsten Meinungsumfragen zufolge
befürwortet erstmals eine Mehrheit in Schottland eine Abspaltung von
Grossbritannien. Bisher gingen Beobachter davona aus, dass die Schotten sich gegen
eine Loslösung von Grossbritannien aussprechen würden.
Es sei Aktivisten für die
Unabhängigkeit gelungen, den „fear factor“ zu verringern. Damit ist die
Besorgnis über das wirtschaftliche Risiko des Alleingangs gemeint, schreibt Paul Krugman hat in seiner lesenswerten
Kolumne am Montag in NYTimes und sendet eine Botschaft für die Schotten:
fürchtet Euch, fürchtet Euch sehr. Die Risiken des Alleingangs sind riesig. Sie
mögen denken, dass Schottland zu einem neuen Kanada wird. Aber es ist nur allzu
wahrscheinlich, dass es daraus am Ende Spanien ohne Sonne wird.
Schottland mit Kanada zu
vergleichen, mag auf den ersten Blick ziemlich vernüftig erscheinen.
Schliesslich ist Kanada wie Schottland eine relativ kleine Wirtschaft, die den
meisten Handel mit dem viel grösseren Nachbarn treibt. Und was das kanadische
Beispiel zeigt, kann es funktionieren, erklärt Krugman.
Kanada hat aber seine eigene
Währung. Ein unabhängiges Schottland nicht. Die schottische
Unabhängigkeitsbewegung hat die deutliche Absicht unterstrichen, das Pfund als
Währung zu behalten. Und die Kombination der politischen Unabhängigkeit mit einer
gemeinsamen Währung ist ein Rezept für eine Katastrophe, argumentiert der am
Graduierten-Zentrum der City University
New York (CUNY) lehrende Wirtschaftsprofessor, womit das warnende Beispiel
Spanien ins Spiel kommt.
Wenn Spanien und die anderen
Länder, die ihre eigene Währung aufgaben, um die Gemeinschaftswährung Euro
einzuführen, ein Teil eines wahren föderalen Systems wären, würde die jüngste
wirtschaftliche Geschichte Europas so wie die von Florida aussehen. Beide
Volkwirtschaften erlebten einen grossen Immobilien-Boom zwischen 2000 und 2007.
Beide sahen, dass dieser Boom spektakulär geplatzt ist. Beide erlitten einen dramatischen Einbruch.
Dann trennten sich die Wege. Im
Fall von Florida entfiel die fiskalische Last des Abschwungs zum grössten Teil nicht
auf die lokale Regierung, sondern auf Washington. In der Tat erhielt Florida
grossvolumige Hilfe in der Not.
Spanien hingegen hat alle Kosten
der geplatzten Immobilien-Blase selbst tragen müssen. Das Ergebnis war eine
schreckliche Depression. Und es war nicht nur Spanien, sondern das ganze
Südeuropa, das davon betroffen wurde.
Kurz gesagt: alles, was sich in
Europa seit 2009 abgespielt hat, zeigt, dass eine gemeinsame Währung ohne
gemeinsame öffentliche Instanz sehr gefährlich ist, betont der im der CUNY
angegliederten Luxembourg Income Study
Center forschende Wirtschaftsnobelpreisträger mit Nachdruck.
Krugman hält es für erstaunlich,
dass Schottland darüber nachdenkt, trotz der negativen Entwicklungen in der
Eurozone in den vergangenen Jahren diesen Weg zu gehen. Wenn die schottischen
Wähler wirklich daran glauben, dass es sicher sei, ein Land ohne Währung zu bilden,
dann sind sie böse in die Irre geführt worden.
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