Die Behauptung, dass es auf dem
Arbeitsmarkt eine riesige „Qualifikationslücke“ (skills gap) gibt, dass ein Grossteil der Arbeitslosigkeit
strukturell ist, was eine unzureichend gerüstete Erwerbsbevölkerung (work force) widerspiegele, beruhen im
Allgemeinen darauf, dass wir in einer ungewöhnlichen Situation sind, wo es viele offene Arbeitsplätze gibt, auch wenn es viele arbeitslose Menschen gibt.
Als Beispiel kann ein Artikel über den angeblichen „Fachkräftemangel“ (skills gap), der u.a. von Jamie Dimon Anfang des Jahres mit geschrieben worden ist, angeführt werden,
wie Paul Krugman in seinem Blog unterstreicht.
Heute gibt es in den USA 11
Millionen arbeitslose Amerikaner. Doch zur gleichen Zeit gibt es 4 Millionen unbesetzte
Stellen. Das ist die „Qualifikationslücke“, argumentiert Krugman, d.h. die
Lücke zwischen den Qualifikationen der gegenwärtig Arbeitsuchenden und den
Qualifikationen, die die Arbeitgeber suchen, um offene Stellen zu besetzen.
US Beveridge Kurve, Graph: Murat Tasci and
Jessica Ice, Cleveland Fed in: Reassessing the Beveridge Curve “Shift” Four
Years Later, Sept 5, 2014
Natürlich gibt es immer sowohl
offene Stellen (job openings) als
auch arbeitslose Arbeitnehmer. Behauptungen über einen aussergewöhnlichen
Fachkräftemangel hätten aber nur dann eine Berechtigung, wenn sich die
Austauschbeziehung (trade off)
zwischen Arbeitslosigkeit und offenen Stellen (d.h. der sog. Beveridge Kurve)
erheblich verschlechtert hätte, erläutert Krugman. Das ist aber heute nicht der
Fall.
Die Beveridge Kurve sieht i.d.R. während
einer Rezession und in den früheren Stadien der Erholung schlimmer aus als sonst und dann kehrt sie
wieder zum normalen Pfad zurück, wenn die wirtschaftliche Erholung
voranschreitet.
In einer aktuellen Analyse berichten zwei Forscher von der Cleveland Fed, dass es keine vermeintliche Verschiebung
der Beveridge Kurve gibt.
Als Fazit lässt sich aus der
Studie festhalten, dass es fraglich ist, ob eine Verschiebung der Beveridge Kurve
einen tatsächlichen Strukturwandel bedeutet (d.h. einen Rückgang der anpassenden Effizienz des
Arbeitsmarktes) oder nicht.
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