Die EZB hat am Donnerstag eine Reihe von neuen Schritten angekündigt, in dem
Bemühen, um Europas Wirtschaft anzukurbeln. Ihre Epiphanie ist aber möglicherweise
zu spät gekommen, kommentiert Paul
Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („The Deflation Caucus“) am Freitag in NYTimes.
Es ist alles andere als klar,
dass die Massnahmen, die jetzt auf dem Tisch liegen, ausreichen, um die
Abwärtsspirale zu unterbinden, so der am Graduierten-Zentrum der City University of New York (CUNY)
lehrende Wirtschaftsprofessor.
Und Bernanke zuliebe, na bitte,
geht doch! Dinge sind bei weitem nicht OK. Aber wir scheinen von der Art der Falle,
der Europa gegenübersieht, wegzukommen, unterstreicht Krugman weiter. Warum?
Eine Antwort ist, dass die Fed vor Jahren begonnen hat, das Richtige zu tun,
durch den Ankauf von Anleihen Billionen von Dollar Wert, um eine Situation wie
in Europa zu vermeiden.
Man kann argumentieren, dass die
Fed hätte mehr tun sollen. Aber die Fed-Beamten standen heftigen Attacken
gegenüber. Experten, Politiker und Plutokraten beschuldigte sie, immer und
immer wieder, den Dollar zu „entwerten“ (debasing
the dollar), und warnten vor einer kräftig steigenden Inflation, die um die
Ecke lauere.
Aber sie geben heute nicht zu,
obwohl sie Jahr für Jahr falsch lagen, dass sie damit fehlschlugen. Oder sie
haben nicht einmal den Mut, ihre Meinung zu ändern. Und die Frage, die Krugman
immer wieder stellt, ist, warum. Weshalb verlangt eine mächtige Fraktion in
unserem Gemeinwesen (genannt „deflation
caucus“) ständig eine Politik des knappen Geldes (tight money), auch in einer
schwer angeschlagenen (depressiv) Wirtschaft
mit Niedriginflation?
Eine Antwort ist „truthiness“; eine Wortschöpfung von
Stephen Colbert, um die Dinge zu beschreiben, die nicht wahr sind, aber von
manchen Menschen als wahr angenommen werden: „Die Fed druckt Geld. Geld-drucken
führt zu Inflation. Und Inflation ist immer eine schlechte Sache“. Das eine dreifach
unwahre Aussage, die sich aber für viele Menschen wahr anhört, legt Krugman
dar.
Eine andere Antwort ist
Klasseninteresse. Inflation hilft Schuldnern und sie belastet Gläubiger.
Deflation macht genau das Gegenteil. Und es sind eher die Reichen, die Gläubiger
sind als Arbeiter und die Armen. Das heisst, dass das wahrgenommene
Klasseninteresse wohl auch eine wichtige Motivation für die Deflation Fraktion
(deflation caucus) darstellt.
Und das wichtigste ist zu
verstehen, dass die Dominanz der Interessen der Gläubiger auf beiden Seiten des
Atlantiks durch falsche aber instiktiv ansprechende wirtschaftliche Doktrinen
unterstützt wird. Und mit tragischen Folgen.
Die Volkswirtschaften wurden
durch die Not der Schuldner in die Tiefe gezogen. Die Schuldner sind jetzt
gezwungen, Ausgaben zu kürzen. Um einen tiefen, verlängerten Konjunkturrückgang
zu vermeiden, brauchen wir zum Ausgleich dieser Schwäche angemessene Massnahmen.
Was wir stattdessen erfahren, ist aber eine Besessenheit für das Übel
Haushaltsdefizit und Inflation-Paranoia, wähernd die Krise fortschreitet.
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