Sonntag, 14. September 2014

Patente, Innovationen und Wirtschaftswachstum

Es ist ein Mythos, zu glauben, dass Innovation rein auf Forschung und Entwicklung (F&E) basiert, schreibt Mariana Mazzucato in ihrem lesenswerten BuchDas Kapital des Staates“.

Auch die Bedeutung von Patenten für Innovationen und Wirtschaftswachstum wird heute falsch eingeschätzt, unterstreicht die an der Sussex University in Grossbritannien lehrende Wirtschaftsprofessorin.

Der Anstieg der Patente (z.B. in der Pharmabranche) reflektiert nicht einen Zuwachs an Innovationen, sondern einen Wandel

(1) in den Patentgesetzen und

(2) eine Vermehrung der Gründe, warum Patente angemeldet werden.

Was die wachsende Patentanmeldungen betrifft, betont Mazzucato, dass es in der Informations- und Kommunikationstechnik  eine Verschiebung gegeben hat

weg von der Entwicklung und dem Schutz firmeneigener Technologien, die aus F&E im eigenen Unternehmen hervorgegangen sind,

hin zu Kreuzlizenzen mit dem Ziel, Technologien (und damit verbunden Patente) einzukaufen, die anderswo entwickelt wurden.

Wenn man sich also nur die Zahl der Patente anschaut, ohne diese Dynamik mit zu berücksichtigen, ergibt sich ein falsches Bild.




Mariana Mazzucato: „Das Kapital des Staates“, Graph: Kunstmann Verlag

Der exponentielle Anstieg bei den Patenten hat verschiedene Gründe:

(a) die Spanbreite von Erfindungen, die patentiert werden können, ist grösser geworden und

(b) auch staatlich finanzierte Forschung und Forschungsverfahren (statt nur Endprodukten und entwickelte Verfahren) werden mitgezählt,

(c) sogar die Entdeckungen (im Gegensatz zu Erfindungen) vorhandener Studienobjekte wie etwa von Genen werden heute patentiert, und 

(d) Wagniskapitalgeber orientieren sich bei ihren Investitionsentscheidungen oft an Patenten.

Die Anzahl der Patente ist zwar angestiegen, aber die meisten Patente haben nur selten Wert (d.h. sie werden von anderen Patenten nur selten zitiert). Die meisten führen nicht  zu Innovationen (etwa zu neuen Medikamenten in der Pharmabranche).

Fazit: Patente auf Bausteine (wie „Forschungsinstrumente“) führen sogar dazu, dass die Zahl der Innovationen abnimmt.

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