Fast sechs Jahre nach dem
Ausbruch der Finanzkrise gibt es immer noch kein Licht am Ende des Tunnels im
Euroraum. Was auffält, sind fehlende Investitionen. Warum investieren aber
Unternehmen trotz historisch niedrigen Zinsen nicht?
Mark Dittli geht heute in einem lesenswerten Blog-Beitrag der Frage der Investitionsflaute
nach und erklärt, anhand von ein paar sehenswerten Charts, dass das Verhalten
der Unternehmen im kurzfristigen Anreizsystem der Topmanager liegt.
Unternehmensführer schütten Dividenden aus und kaufen am Markt eigene Aktien
zurück, anstatt Kapitalinvestitionen zu tätigen.
Die historisch niedrigen Zinsen
bieten in Grunde genommen eine günstige Gelegenheit, grosse
Investitionsprogramme zu starten. Die deutsche Regierungen kann sich z.B. für
10 Jahre zu 0,93% Geld leihen. Öffentliche Investitionen als Teil des BIP gehören in
Deutschland zu den niedrigsten der ganzen Eurozone.
Ein anderer wichtiger Faktor in
Europa, warum Kapitalinvestitionen fehlen, ist die dogmatische
Austeritätspolitik der europäischen Liquidationisten: Die Gürtel müssen enger
geschnallt werden. Die Inflation lauert um die Ecke. Der Haushalt muss
ausgeglichen werden. Südeuropa hat
gesündigt und es muss gebüsst werden. Einen schlechteren Ansatz zur
Lösung der Euro-Krise gibt es eigentlich nicht.
Europäische Unternehmen; Bargeld,
Kreditaufnahme, Kapitalinvestitionen und Aktienrückkäufe, Graph: Mark Dittli Finanz und Wirtschaft
Die deutsche Bundeskanzlerin
Merkel hat vergangene Woche auf dem Treffen der Wirtschaftsnobelpreisträger in
Lindau ohne mit der Wimper zu zucken, behauptet, dass die deutsche Erfahrung
zeige, dass Haushaltskonsolidierung mit Wirtschaftswachstum vereinbar sei. Die
bittere Enttäuschung der Ökonomen wird von Frances Coppola in einem aktuellen Blog-Beitrag dargelegt. Unbedingt lesenswert.
Wenn der Privatsektor aber auf
kurzfristige Zeiträume fixiert ist (als fatale Auswirkung des Shareholder-Konzeptes
der 1980er Jahre auf langfristige Strategien), dann ist es umso wichtiger, dass
der öffentliche Sektor die vorhandenen Ersparnisse aufnimmt (sich verschuldet) und
ausgibt (investiert).
Die Geldpolitik hat bei
Nominalzinsen nahe null (zero lower bound) längst an Wirksamkeit verloren. Die Epiphanie der EZB kommt zu spät. Die Angebotspolitik (ausgeglichene Haushalte und
Strukturreformen) der EU-Behörden ist kläglich gescheitert. Jetzt muss
die gesamtwirtschaftliche Nachfrage endlich angekurbelt werden, um das Wirtschaftswachstum anzuregen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen