Es ist mittlerweile fast sechs
Jahre her, als die Finanzkrise ausbrach und anschliessend eine heftige Rezession
ausgelöst wurde. Es ist die schwerste Krise seit der „Great Recession“ in den
1930er Jahren, weshalb führende Ökonomen die gegenwärtige Krisensituation als „Lesser
Depression“ beschreiben. Die Beschäftigung ist zwar wieder angestiegen. Aber
die Arbeitlosigkeit ist nach wie vor hoch.
Jetzt gibt es aber eine grosse
Unsicherheit darüber, woran die gegenwärtige Flaute der Wirtschaft gemessen
werden soll, schreibt Brad De Long
in seinem Blog.
Ist der Messwert eine Art
Arbeitslosenquote oder eine Art Beschäftigungsquote? Beide Mittel liefern via Okuns Gesetz völlig unterschiedliche Ergebnisse, wie der Leerlauf zwischen der gegenwärtigen
Produktion und der Beschäftigung und dem Potenzialwachstum und der Vollbeschäftigung
beschaffen ist.
Die Frage lautet im Grunde
genommen, wie weit die Produktionslücke (output
gap) derzeit geöffnet ist.
Produktionslücke (ouput gap) der US-Wirtschaft, Graph: Prof. Brad DeLong
Ein Lohnwachstum um 4% pro Jahr
stellt kein Problem dar, so DeLong, solange es mit einem 2%igen Preisanstieg
einhergeht. Das ist das Bild, das wir sehen wollen, unterstreicht der an der University of California, Berkeley lehrende
Wirtschaftsprofessor.
Was wir in den drei Perioden
(1989-1990, 1997-2000 und 2006-2008) gesehen haben, war aber ein anderes Bild: Es
hat sich herausgestellt, dass die eilige Straffung der Geldpolitik damals nicht
das war, was die Wirtschaft gebraucht hat. Die restriktive Geldpolitik der Fed von
1990-1991 war übertrieben, wie sich an den tiefen Spuren der S & L-Krise am
Finanzmarkt ablesen liess.
Auch der restriktive
geldpolitische Kurs der Fed im Jahr 1999 und die Verweigerung der Lockerung der
Geldpolitik im Jahr 2000 erwiesen sich als überzogen, wie es sich nach dem
Platzen der Tech-Bubble herausstellte.
Ein Lohnwachstum um 2% ist dagegen
ein Problem, so DeLong. Weil es entweder durch eine sich stark ausweitende Einkommensungleichheit
oder durch einen Druck auf die Inflation vielleicht sogar bis unter die
Null-Marke begleitet wird. Und eine Inflationsrate, die die Ziel-Inflationsrate
der Fed ständig unterbietet, macht die Wirtschaft für Schocks anfällig.
DeLongs Fazit lautet daher, dass
die Fed-Vertreter, die eine lang anhaltende Niedriginflation Phase befürchten,
stark dafür eintreten sollen, eine Lohnkosteninflation (wage inflation) von 4% zuzulassen.
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