Letzte Woche hat John Boehner, der Sprecher des Repräsentantenhauses vor einem Publikum am American Enterprise Institute erklärt,
was die Beschäftigung in Amerika aufhalte: Faulheit. Die Menschen haben die
Idee „Ich muss wirklich nicht arbeiten. Ich will es wirklich nicht tun. Ich
denke, ich sitze lieber nur herum“, so Boehner.
Es ist kaum das erste Mal, dass
ein prominenter konservativer etwas in dieser Richtung gesagt hat, bemerkt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne
(„Those Lazy Jobless“) am Montag in NYTimes dazu.
Seit die Finanzkrise zur Rezession
geführt hat, ist es ein nonstop Refrain auf der rechten Seite des politischen
Spektrums, dass die Arbeitslosen sich nicht gern bemühen, eine Stelle zu finden
und es dank dem grosszügig organisierten Arbeitslosengeld ganz locker nehmen.
Es
ist immer dieselbe Leier: Der Staat zahle die Menschen, nicht zu arbeiten. Und
der Drang, die Opfern einer depressiven Wirtschaft zu beschuldigen, erweist
sich als unempfindlich für Logik und Beweise, beschreibt der am Graduierten
Zentrum der City University of New York
(CUNY) lehrende Wirtschaftsprofessor weiter.
Es ist aber immer noch
erstaunlich und aufschlussreich, mitzubekommen, wie oft diese Textzeile wiederholt
wird. Die Menschenmenge „gib‘ die Schuld dem Opfer“ hat alles, was sie braucht:
Die Vergütung insbesondere für die Langzeitarbeitslosen wird gekürzt oder
abgeschafft. Und es sind trotzdem die Tiraden gegen die Penner, die angeblich
von der Sozialhilfe leben. Und wenn sie keine Penner sind, sie waren es nie, so
Krugman, dann gibt keine Sozialhilfe. Warum?
Arbeitslosenhilfe im Verhältnis
zum BIP in den USA, Graph: Prof. Paul Krugman
Nur 26% der arbeitslosen
Amerikaner beziehen Arbeitslosengeld. Das ist das niedrigste Niveau seit vielen
Jahrzehnten. Der Gesamtwert der Leistungen der Arbeitslosigkeit beträgt weniger
als 0.25% des BIP, die Hälfte dessen, was es 2003 war, als die Arbeitslosenquote
etwa dieselbe war wie heute. Es wäre also nicht übertrieben, zu sagen, dass
Amerika die arbeitslosen Bürger aufgegeben hat, argumentiert der im der CUNY
angegliederten Luxembourg Income Study
Center forschende Träger des Wirtschaftsnobelpreises.
Hat das Thema mit Rasse zu tun?
Das ist hypothetisch immer eine Überlegung wert in der amerikanischen Politik, argumentiert
Krugman. Es ist wahr, dass die meisten Arbeitslosen weiss sind und sie einen noch grösseren Anteil an den Leistungen der Arbeitslosenversicherung haben.
Aber Konservative wissen es wohl nicht. Und sie behandeln die Arbeitslosen so,
als wären diese Teil einer vage definierten, dunkelhäutigen Menschenmenge (genannt
„Abnehmer“).
Krugman vermutet jedoch, dass es
hauptsächlich mit der geschlossenen Informationsschleife der modernen Rechten
zu tun hat. In einer Nation, wo die republikanische Basis in ihrem eigenen
geistigen Universum lebt, und denkt, dass die Fox News und Rush Limbaugh über Fakten berichten, wo die
Partei-Elite die politische Analyse, die sie sich vorstellt, von American Enterprise Institute oder Heritage Foundation bezieht, ist die Rechte
weder der Realität der Arbeitslosigkeit noch des Lebens der Menschen ohne
Arbeit bewusst. Da fast jeder Bekannte oder Verwandte hat, die keine Arbeit
finden können, könnte man meinen, dass die persönliche Erfahrung die Wand der
Ignoranz durchbrechen würde. Das ist aber nicht der Fall.
Was auch immer die Erklärung ist,
was Boehner klar gesagt hat, ist das ,was er und alle um ihn herum wirklich
meinen, und was sie zueinander sagen, wenn sie nicht erwarten, von anderen gehört
zu werden, fasst Krugman als Fazit zusammen. Einige Konservative versuchen zwar,
ihr Image neu erfinden, wo sie Sympathie für die Bedürftige zum Ausdruck
bringen. Aber was ihre Partei wirklich glaubt, ist dass Sie, wenn Sie arm oder
arbeitslos sind, selbst daran Schuld sind.
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