Jesse Eisinger schreibt im Deal Book von NYTimes, dass die Menschen, die ständig eine galoppierende
Inflation vorhersagen, „wahre Gläubiger“ sind: Ihr Glaube an einer
vorausgesagten Apokalypse bleibt bestehen, auch wenn ihre Vorhersage kläglich scheitert.
Paul Krugman stimmt in seiner lesenswerten Kolumne („The Inflation Cult“) am Freitag in NYTimes zu: Die bemerkenswerte Sache ist, dass diese Experten, die immer
fehlschlagen, und nie Zweifel zeigen, weiterhin einen grossen politischen
Einfluss auf die Öffentlichkeit ausüben.
Es ist etwas los hier, so
Krugman. Was es ist, ist nicht ganz klar. Der am Graduierten Zentrum der City University of New Yorker (CUNY) forschende
Wirtschaftsprofessor hat in seinem Blog mehrmals darauf hingewiesen, wie die
Reichen dazu neigen, sich gegen die easy
money-Politik zu stellen, was sie als Widerspruch zu ihren eigenen
Interessen betrachten. Aber das erklärt nicht die breite Anziehungskraft der
Propheten, die mit ihren Prophezeiungen kläglich versagen.
Zum Teil ist die Anziehungskraft
eindeutig politisch. Es gibt einen Grund, warum: Paul Ryan warnt vor einer Währungsabwertung und davor, dass der Staat
umverteilt, von den „Machern“ zu den „Abnehmern“.
Inflation-Kultanhänger verbinden
die Geldpolitik der Fed immer mit Beschwerden über die Staatsausgaben. Sie
liegen völlig falsch, was die Details betrifft, so Krugman. Nein, die Fed
drückt nicht Geld, um das Haushaltsdefizit zu decken. Aber es ist wahr, dass
die Regierungen, deren Schulden in der Landeswährung denominiert sind, über mehr
fiskalpolitische Flexibilität verfügen, um Gegenmassnahmen zu treffen, wenn es
notwendig wird.
Und der Zorn gegen die „Abnehmer;
der Zorn, der viel mit ethnischen und kulturellen Aspekten zu tun hat, geht
noch tiefer, legt Krugman dar. Viele Menschen empfinden eine Affinität mit
denjenigen, die über drohende Inflation schimpfen.
Das Fortbestehen des
Inflation-Kults ist laut Krugman ein Beispiel der „Affinität-Arglist“, was für
viele Betrüger entscheidend ist, wenn Investoren einem Hochstapler vertrauen,
weil er ihrem Stamm anzugehören scheint. In diesem Fall betrügen die
Bauernfänger sich selbst genauso wie ihre Anhänger. Aber darauf kommt es ja kaum
an.
Diese Stammesgehörigkeit in
Sachen Inflation hilft, die schiere Wut zu erklären, der man gegenüber steht,
wenn man auf die vorhergesagte Hyperinflation hindeutet, die nirgends zu sehen
ist. Es ist vergleichbar mit der Reaktion, die man auslöst, wenn man auf die
Obamacare hinweist, mit der Bemerkung, dass sie funktioniert. Es hat wahrscheinlich
die gleichen Wurzeln, so Krugman weiter
Wie sieht es aber mit Ökonomen
aus, die auf der Welle des Inflation-Kults reiten? Es sind alle Konservativen.
Aber sind sie nicht Profis, die die empirische Beweise der politischen
Bequemlichkeit vorziehen sollten? Offenbar nicht.
Das Fortbestehen des
Inflation-Kults ist daher ein Indikator dessen, wie die amerikanische
Gesellschaft polarisiert wurde, und wie alles politisch wird, sogar unter
denen, die über solche Sachen stehen sollten. Und diese Wirklichkeit, im
Gegensatz zu der angeblichen Gefahr von galoppierender Inflation ist etwas, was
einen erschrecken sollte, hält Krugman als Fazit fest.
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