Samstag, 27. September 2014

Ist die EZB zwischen Skylla und Charybdis?

Die EZB hat zwar am 4. September aufgrund der anhaltenden Stagnation und der weiter fallenden Inflationserwartungen den Refi-Satz auf 0,05% gesenkt und ein neues Kreditkaufprogramm angekündigt.

Aber es ist trotzdem kein Licht am Ende des Tunnels zu erkennen.

Woher soll der Aufschwung kommen?

Während die Wirtschaft an die Nullzinsgrenze (zero lower bound) geraten ist, dämpft die „interne Abwertung“ unter dem Deckmantel „Strukturreform“ (d.h. Lohnzurückhaltung oder Lohnsenkung) die gesamtwirtschaftliche Nachfrage.

Und die Inflation gemessen am HICP-Index fällt weiter, obwohl die Kerninflation (core inflation) sich inzwischen etwas zu stabilisieren scheint. Die latent vorhandene Deflationsgefahr hält aber an.

Vor diesem Hintergrund richtet sich das Augenmerk auf das statistische Amt der Europäischen Union (kurz: Eurostat). Die Behörde will nächste Woche die Erstschätzung der Inflation (HICP flash estimate) präsentieren und über die Beschäftigung (Arbeitslosenquote) informieren.



Eurozone Inflation und Kerninflation, Graph: Morgan Stanley

Nach den enttäuschenden TLTRO-Ergebnissen ist die EZB wieder am Ball, die Märkte zu „beeindrucken“. Vorerst dürfte sie aber die Einzelheiten über den Aufkauf von ABS –Papieren und Pfandbriefen bekannt geben.

Das Problem ist jedoch, dass die EZB zwei Nullen gegenübersteht: Die Nominalzinsen können nicht unter Null (zero lower bound) gesenkt werden. Und die Nominallöhne sind nach unten starr (wage stickiness). Schliesslich freut sich kein Arbeitnehmer über Lohnsenkungen.

Die Frage ist, wie lange die Nullzinsgrenze in der Eurozone verbindlich bleibt. Es sei denn, die europäischen Entscheidungsträger kommen auf die Idee, dass mit relativen Löhnen etwas geschehen müsste, um durch die Verbesserung der Einkommenssituation der Massen die gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzukurbeln.

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