Die führenden Zentralbanken
fordern plötzlich höhere Löhne. Was ist los?
Zunächst war es die Fed: Janet Yellen, die Präsidentin der US-Notenbank hat im Ende März 2014 gesagt, dass die
niedrige Wachstumsrate der Löhne weiteres Zeichen dafür sei, dass die Arbeit
der Fed nicht fertig ist.
Das heisst, bevor die Fed die
Zinsen erhöht, will sie Lohnwachstum sehen. Das wiederum bedeutet, dass die Fed
mit aller Deutlichkeit auf den Zusammenhang zwischen Löhnen (Lohnstückkosten)
und Preisen (Inflationsrate) hinweist.
Dann kam die Bundesbank: Laut Jens
Ulbrich, Chefökonom der Bundesbank sieht die Deutsche Bundesbank Spielraum
für höhere Lohnabschlüsse in Deutschland, wie Spiegel-Online berichtet.
Am Wochenende hat sich die EZB zu Wort gemeldet: Peter Praet, Chefvolkswirt der europäischen
Notenbank sagt,
dass höhere Löhne in Deutschland angemessen seien, angesichts der niedrigen Inflation und des sich in guter Verfassung befindenden
Arbeitsmarktes.
Der enge Zusammenhang zwischen
Inflation und Lohnstückkosten (unit labor
costs), Graph: Prof. Heiner Flassbeck
Natürlich ist es zu begrüssen,
dass die Zentralbanken den engen Zusammenhang zwischen Lohnstückkosten und
Inflation erkennen.
Inflation wird schliesslich durch
hohe Nachfrage oder stark steigende Kosten verursacht. Geld ist zwar eine notwendige, aber keineswegs hinreichende Bedingung. Die Löhne bestimmen die Preise.
Heiner Flassbeck bearbeitet das Thema
bereits seit mehreren Jahren. Wie Recht er damit gehabt hat! Der ehemalige Chefvolkswirt
der Welthandels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen (UNCTAD)
formuliert es als „die goldene Lohnregel“,
dass die Löhne Produktivität des Landes plus Zielinflationsrate der Notenbank
wachsen müssen, damit es in Zukunft genug Arbeitsplätze gibt. Der der goldenen
Regel nach wachsende Lohn kurbelt die Nachfrage an und fördert die Konjunktur.
Fazit:
Die neoklassische Arbeitsmarkttheorie funktioniert nicht. Von Lohnzurückhaltung geht auf die Arbeitslosigkeit keine positive Wirkung aus.
Die neoklassische Konzeption der Lohnmoderation in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft führt zu Deflation, weil das Inflationsziel unterschritten wird. Die Euro-Zone ist ein lebhaftes Beispiel dafür.
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