Der öffentliche Schuldenstand im Euro-Raum ist im
ersten Quartal 2014 auf 93,9% des BIP gestiegen, gegenüber 92,7% am Ende des
vierten Quartals 2013.
Bemerkenswert ist, die höchsten
Verschuldungsquoten von Griechenland (174,1%), Italien (135,6%) und Portugal (132,9%)
verzeichnet wurden. Es handelt sich dabei um die Länder, die von Brüssel und
Berlin angehalten worden sind, trotz hoher Arbeitslosigkeit einer harschen
Sparpolitik zu folgen.
Das zeigt, dass es so etwas wie
eine „expansive Fiskalkontraktion“ nicht gibt.
Die illusionäre Austeritätspolitik der EU-Kommission ist damit endgültig gescheitert,
was von Anfang an klar war.
Spart Südeuropa, kann der Rest im
Euro-Raum nicht wachsen (fallacy of composition). Die Ausgaben des einen sind die Einnahmen des
anderen. Wenn eine Regierung versucht, in einer schwer angeschlagenen
Wirtschaft das Haushaltsdefizit zu senken, schrumpft das gesamte
Volkseinkommen, weil gleichzeitig die Einnahmen der öffentlichen Hand zurückgehen,
weil private Haushalte und Unternehmen sich mit Ausgaben zurückhalten. Das
Haushaltsdefizit nimmt am Schluss nicht ab.
Schuldnerländer melden zwar sechs Jahre nach dem Ausbruch der Krise
Verbesserungen in Bezug auf ihre Wettbewerbsfähigkeit. Aber die jüngsten
Verbesserungen in Südeuropa gehen mit einem Rückgang der Binnennachfrage und dem
Rückgang der Beschäftigung einher, begleitet von sinkenden Lohnstückkosten.
Der öffentliche Schuldenstand im
Euroraum im ersten Quartal 2014, Graph:
eurostat in: euroindikatoren
Die Gläubigerländer hingegen legen hohe und anhaltende Überschüsse in
der Leistungsbilanz an den Tag, vor allem getrieben durch steigende Ersparnisse
und niedrigere Investitionen. Die Sparquote ist beispielsweise in Deutschland sowohl im privaten als auch
im öffentlichen Sektor gestiegen, was mittlerweile 4% dem BIP entspricht.
Hohe und anhaltende
Leistungsbilanz-Überschüsse in den Kreditgeber-Ländern erschweren aber den
Anpassungsprozess in den Kreditnehmer-Ländern.
Der IWF spricht vor diesem Hintergrund vor einem „unbalanced rebalancing“. Während die gesamtwirtschaftliche
Nachfrage in den Schuldnerländern schwach bleibt, fehlt sie in den
Gläubigerländern.
Im Ergebnis sinkt die Inflationsrate
im Euro-Raum weiter. Die Niedriginflation (lowflation) trägt dazu bei, dass die reale
Last der Schulden steigt.
Es bleibt eine Binsenwahrheit: Im
Euro-Raum bedarf es sowohl einer internen als auch einer externen Anpassung:
Die Produktionslücke (output gap)
muss geschlossen werden. Und die Arbeitslosigkeit muss abgebaut werden. Notwendig
ist natürlich auch eine nachhaltige Leistungsbilanz.
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