Eine traurige Lehre, die wir in
den letzten Jahren zogen, ist, dass die Wirtschaft weit mehr ein politisches
Subjekt ist als wir uns gern vorstellen, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Who wants a Depression?“) am Freitag in NYTimes.
Es ist nicht viele Jahre her,
seit die Regierung George W. Buss erklärte, dass eine Lehre aus der Rezession
2001 und der danach folgenden Erholung ist, dass „aggressive Geldpolitik eine Rezession verkürzen und milder machen kann“.
Sicher, damals hatten wir einen
parteiübergreifenden Konsens zugunsten von einer noch aggressiveren Geldpolitik,
um den schlimmen Einbruch der Konjunktur 2007 und 2009 zu bekämpfen.
Stimmt es? Nein, so Krugman. Der
am Graduierten Zentrum der City
University of New York (CUNY) hatte einige Male über das Phänomen „Sadomentarismus“ geschrieben: Die ständige Forderung danach, dass die Fed und
andere Zentralbanken damit aufhören, die Beschäftigung zu fördern und
stattdessen die Zinsen erhöhen, unabhängig von Umständen.
Krugman hatte nahelegt, dass das Fortbestehen
dieses Phänomens viel mit Ideologie zu tun hat, was wiederum darauf hindeute,
dass es mit Klasseninteressen zu tun hat. Und es sieht auch heute danach aus.
Zinseinkommen als Anteil am
gesamten Einkommen in verschiedenen Percentiles der Einkommensverteilung, Graph: Prof. Paul Krugman
Aber Krugman denkt heute, dass
Klasseninteresse auch durch einen gröberen und direkten Kanal betrieben wird. Ganz
einfach: Easy Money-Politik ist
unmittelbar abträglich für Leute, deren Einkommen vielfach aus Anleihen und
anderen festverzinslichen Anlagen besteht. Und das betrifft v.a. die sehr
Reichen, nämlich die Top 0,01%.
Zinseinkommen, die aufgrund der
niedrigen Zinsen verlustig gehen (zwischen 2007 und 2011), betreffen v.a. die
Leute mit sehr hohem Einkommen, Graph:
Prof. Paul Krugman
Beschwerden über niedrige Zinsen sind
i.d.R. in Bezug auf den Schaden für pensionierte Amerikaner, die von Zinsen auf
ihre Ersparnisse leben, ausgedrückt.
Der Zinsbezug betrifft nur eine
kleine und relativ wohlhabende Minderheit. Und das Ganze entpuppt sich als
Hysterie über die Geldpolitik der US-Notenbank. Die Reichen stellen sicher,
dass es immer viele vermeintliche Experten gibt, die eine solche Haltung
rechtfertigen. Daher nennt Krugman das Phänomen „Sadomonetarismus“.
Womit wir wieder bei der
Politisierung der Wirtschaft ankommen: Vor der Finanzkrise lebten viele
Zentralbanken und Ökonomen, wie es heute klar wird, in einer Fantasy-Welt, davon träumend, dass sie als Technokraten vom
politischen Kampf isoliert seien.
Es stellt sich jedoch heraus,
dass der Einsatz der Geldpolitik, um die Depression zu bekämpfen, was im
Interesse der überwiegenden Mehrheit der Amerikaner ist, nicht Interessen der
wohlhabenden Minderheit dient. Und infolgedessen wird die Geldpolitik mit
Klasseninteressen und einem ideologischen Konflikt wie Steuerpolitik verbunden,
beschreibt Krugman.
Die Wahrheit ist, dass in einer
so ungleichen und polarisierten Gesellschaft wie der der USA fast alles politisch
ist. Man soll laut Krugman daran gewöhnen.
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