Sonntag, 27. Juli 2014

Warum sind Mächtige gleichgültig und hartherzig?

Vor dem Hintergrund der sich verschärfenden Vermögenskonzentration und des Anstiegs des Einkommensanteils des reichsten Zehntels in den grossen Volkswirtschaften der Welt stellt sich u.a. auch die Frage, ob der Geldadel und die mächtigen Menschen so hartherzig und gleichgültig gegenüber Problemen der weniger wohlhabenden Menschen sind.

Michael Inzlicht und Sukhvinder Obhi befassen sich in einem lesenswerten Artikel („Powerful and Coldhearted“) in NYTimes genau mit dem Thema, ob Menschen in hohen Positionen der Macht – z.B. Präsidenten, Bosse, Berühmtheiten, auch dominante Ehepartner – mit denjenigen unter ihnen leicht mitfühlen können?

Psychologische Forschung legt nahe, dass die Antwort nein ist.

Warum lässt die Macht aber Menschen scheinbar kaltherzig zurück?

Einige wie die Psychologin Susan Fiske von der Princeton University sagen, dass mächtige Menschen sich um die Menschen herum nicht kümmern, weil sie sie nicht brauchen, um auf wichtige Ressourcen zurückzugreifen. Als Menschen mit Macht verfügen sie bereits reichlich über Quellen.

Die Autoren der Analyse deuten auf einen anderen, wenn auch ergänzenden Grund aus der kognitiven Neurowissenschaften hin. Auf der Basis einer in Zusammenarbeit mit Jeremy Hogeveen veröffentlichten Studie im Journal of Experimental Psychology vertreten sie die Ansicht, dass das Gehirn der Menschen, die Macht erlangen, sich grundlegend verändert, wie empfindlich sie Aktionen der anderen Menschen gegenüber werden.

Bedeutet dies, dass die mächtigen Menschen herzlose Wesen sind, die für Empathie unfähig sind? Kaum.

Die schlechte Nachricht ist aber, dass die Mächtigen (automatisch und auf einer neurologischen Ebene) nicht einfach motiviert sind, sich um die anderen Menschen zu kümmern.

Die gute Nachricht ist laut Autoren, dass sie theoretisch „wieder erlangbar“ sind, d.h. aus diesem Zustand der „Sündhaftigkeit“ und seiner Folgen gerettet werden können.




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