Vor dem Hintergrund der sich
verschärfenden Vermögenskonzentration und des Anstiegs des Einkommensanteils
des reichsten Zehntels in den grossen Volkswirtschaften der Welt stellt sich
u.a. auch die Frage, ob der Geldadel und die mächtigen Menschen so hartherzig
und gleichgültig gegenüber Problemen der weniger wohlhabenden Menschen sind.
Michael Inzlicht und Sukhvinder
Obhi befassen sich in einem lesenswerten Artikel („Powerful and Coldhearted“) in NYTimes genau mit dem Thema, ob Menschen in
hohen Positionen der Macht – z.B. Präsidenten, Bosse, Berühmtheiten, auch
dominante Ehepartner – mit denjenigen unter ihnen leicht mitfühlen können?
Psychologische Forschung legt
nahe, dass die Antwort nein ist.
Warum lässt die Macht aber Menschen
scheinbar kaltherzig zurück?
Einige wie die Psychologin Susan Fiske von der Princeton University
sagen, dass mächtige Menschen sich um die Menschen herum nicht kümmern, weil
sie sie nicht brauchen, um auf wichtige Ressourcen zurückzugreifen. Als
Menschen mit Macht verfügen sie bereits reichlich über Quellen.
Die Autoren der Analyse deuten
auf einen anderen, wenn auch ergänzenden Grund aus der kognitiven
Neurowissenschaften hin. Auf der Basis einer in Zusammenarbeit mit Jeremy Hogeveen veröffentlichten Studie im Journal of Experimental Psychology vertreten sie die Ansicht, dass
das Gehirn der Menschen, die Macht erlangen, sich grundlegend verändert, wie
empfindlich sie Aktionen der anderen Menschen gegenüber werden.
Bedeutet dies, dass die mächtigen
Menschen herzlose Wesen sind, die für Empathie unfähig sind? Kaum.
Die schlechte Nachricht ist aber,
dass die Mächtigen (automatisch und auf einer neurologischen Ebene) nicht
einfach motiviert sind, sich um die anderen Menschen zu kümmern.
Die gute Nachricht ist laut
Autoren, dass sie theoretisch „wieder erlangbar“ sind, d.h. aus diesem Zustand
der „Sündhaftigkeit“ und seiner Folgen gerettet werden können.
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