In der amerikanischen Blogosphäre
findet derzeit eine interessante Debatte statt. Es geht, vereinfacht
ausgedrückt, um die Frage, ob Keynesianer und Markt Monetaristen symmetrisch
sind? Das heisst, ob sie in Bezug auf die Anordnung deckeungsgleich sind.
Der Ausgangspunkt ist eine
Aussage von Paul Krugman: Der am Graduierten Zentrum der City University of New York (CUNY) forschende Wirtschaftsprofessor hat
vor einer Weile gesagt, dass die Markt Monetaristen in der modernen konservativen
Bewegung keine Resonanz finden.
Rowe entgegnet: Die Aussage gilt
auch für Fiskalisten („neofiscalist“),
die es nicht geschafft haben, in den Regierungen, nicht einmal der Linken, Fuss
zu fassen. Wo liegt also der Unterschied, fragt der an der Carleton University, Ottawa, Kanada lehrende Wirtschaftsprofessor.
Ja, es stimmt, antwortet
Wren-Lewis auf Rowe: „Es ist wahr, wir haben es aber irgendwie gewusst“. Der an
der Oxford University lehrende
Wirtschaftsprofessor verwendet im Gegensatz zu Rowe, der von „Neomonetaristen“
und von „Neofiskalisten“ redet, lieber die Bezeichnung Markt Monetarist (MM).
Mit Neofiskalisten sind diejenigen Ökonomen gemeint, die für Fiscal
Stimulus (d.h. Vorausgabung von öffentlichen Haushaltsmitteln zur
Konjunkturbelebung) sind, v.a. in Zeiten wirtschaftlicher Depression, wenn die
nominalen Zinsen auf der Nullgrenze (zero
lower bound) liegen.
Neomonetaristen oder MM vertreten
hingegen die Meinung, dass „wir nicht immer auf die Fiskalpolitik angewiesen sein
können“. Die Fiskalpolitik verfolge andere Ziele. Wenn kein festes
Wechselkurs-System besteht, sollen alle geldpolitischen Mittel eingesetzt
werden, um die Wirtschaft zu stabilisieren.
Wren-Lewis kann MM nicht folgen,
weil sie ihre Argumentation nicht mit einem klaren theoretischen Modell
begründen können. MM ist zwar einverstanden, dass Fiscal Stimulus funktioniert.
Aber es muss mit der Geldpolitik entgegengewirkt werden. Das hört sich natürlich
wie ein Witz an. Wren-Lewis deutet zu Recht auf die EU hin, wo die
geldpolitischen Entscheidungsträger seit mindestens 2011 versuchen, die Wirtschaft anzukurbeln. Es gelingt nicht.
Warum? Na klar: Die Austeritätspolitik, d.h. die fiskalischen Sparmassnahmen.
Krugman ergänzt, dass die „Menschen
wie ich eklektisch sind“, argumentierend, dass mehrere Instrumente eingebracht
werden sollen. Und „wir sind bereit, die zweitbeste Lösung zu akzeptieren, wenn
es das ist, was verfügbar ist“. Wir sind alle für die mengenmässige Lockerung
der Geldpolitik (QE: quantitative easing),
auch wenn es einige Zweifel hinsichtlich der Wirksamkeit der QE-Politik gibt,
in einer Welt, wo eine Austeritätspolitik ausgeübt wird, ob man es gern sieht
oder nicht.
Das sei der Unterschied zu der
Ansicht der MM, die darauf beharren, dass die Fiskalpolitik keine Rolle spiele
und die harschen Sparmassnahmen keine Auswirkung entfalten können, weil man mit
der Geldpolitik Nachteile ausgleichen könne, ob sie es wirklich tun oder nicht.
Es gibt aber auch einen weiteren grossen
Unterschied auf der politischen Bühne, was die intellektuelle Rolle, die MM auf
der rechten Seite und Keynes auf der linken Seite des politischen Spektrums spielen,
erklärt Krugman:
Obama teilt die keynesianische Sicht der Welt. Seine Mitarbeiter sind Makro-Typen (die sich auf das IS-LM
Modell stützen), auch wenn eine expansive Fiskalpolitik wegen der radikalen Opposition
nicht weit ausgelegt werden konnte. Die republikanischen Entscheidungsträger
hingegen bekommen ihre Volkswirtschaft-Tipps von Hayek und Ayn Rand und sie
sind eindeutig Liquidationisten. Sie nehmen keine Ratschläge von der MM entgegen und sind aktiv
gegen die von der MM präsentierten Konzepte. Aus diesem Grund sagt Krugman,
dass die MM politisch kein Zuhause finden.
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