Der erste Schritt zur Genesung
ist, zuzugeben, dass man ein Problem hat, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Addicted to Inflation“) am Freitag in NYTimes.
Sein Ratschlag gilt mit der Absicht
für die sog. Reform-Konservativen in den USA, die versuchen, die geistige Vitalität
der Rechte neu zu beleben. Die Bewegung muss aber vorerst einige
unkontrollierte Antriebe in den Griff bekommen, notiert der am Graduierten
Zentrum der City University of New York
(CUNY) lehrende Wirtschaftsprofessor.
Insbesondere spricht Krugman die „Süchtigkeit nach Inflation“ der Rechte an; nicht die Sache selbst,
sondern die Behauptung, dass die Inflation durch die Decke schiesst, was weder
passiert noch im Begriffe ist, zu passieren.
Neulich kam es auf CNBC zu einem
interessanten Wortgefecht zwischen Rick Santelli,
einem der Stars des Netzwerks und Steve
Liesman, dem Senior Wirtschaftsjournalist der Sendung.
Liesman hatte allem Anschein nach
die Nase gestrichen voll von dem grenzenlosen Stuss, der Santelli auf CNBC täglich
verzapft: „Die Zinsen würden rasant steigen. Die USA würden die Fähigkeit
verlieren, Staatsanleihen auszugeben. Der US-Dollar würde abstürzen“. Nichts
davon ist geschehen. Santelli hat mit seinen abstrusen Aussagen kläglich daneben
gelegen.
Das gilt für viele andere Menschen
auch. Nicht nur auf CNBC, sondern auch in den Kommentarseiten von WSJ und Forbes wurden solche fragwürdige Behauptungen aufgestellt. Was
Krugman hier ankreidet, ist, dass diese „Experten“ nie die Möglichkeit in
Betracht zogen, ob mit ihrem Wirtschaftsmodell etwas nicht stimmt.
Das Beste ist, dass die Menschen,
die laut „Inflation kommt!“ rufen, nun versuchen, den Verzug ihrer Prognose mit
„unvorhersehbaren Umständen“ zu erklären. Dass die Inflation immer noch niedrig
bleibe, sei ein Wunder. Ha-ha-hah!
Im schlimmsten Fall greifen die
Inflationistas auf Verschwörungstheorien zurück: Inflation sei eigentlich hoch.
Aber der böse Staat vertusche sie! Der Billion Prices Index (BPI), der private Indikator der Inflation (abgeleitet von Internet-Preisen) bestätigt
aber die offiziellen Zahlen. Doch taucht die Verschwörungstheorie immer wieder auf. Die Anhänger werden aber inzwischen selbst
von manchen konservativen Kolumnisten verspottet.
All das ist für die
Reform-Konservativen sehr frustrierend. Wenn man sie nach neuen Ideen, die sie
zu bieten haben, fragt, erwähnen sie öfters „Markt Monetarismus“. Die
Vorstellung des „market monetarism“
ist, dass die Fed vielmehr unternehmen soll, nicht weniger.
Die Idee, die immer noch von der dunklen
Macht der galoppierenden Inflation besessen ist, hat jedoch überhaupt keine
Traktion bei dem Rest der amerikanischen Konservativen gewonnen, wie Krugman
hervorhebt.
Und die Wurzeln der Inflation
geht tiefer: Reformer wollen den Einfluss der libertären Fantasien auf die
heutige konservativen politischen Entscheidungsträger reduzieren; Fantasien,
die ausnahmslos die Vorstellung beinhalten, dass inflationäre Katastrophe um
die Ecke lauert, es sei denn, wir stellen den Goldstandard wieder her.
Ganz allgemeinen stellt sich der
moderne amerikanische Konservatismus gegen jede Art von staatlicher Aktivität.
Und während die Geldpolitik manchmal als eine technokratische Angelegenheit
behandelt wird, ist die Wahrheit, mit dem Gelddrucken eine schwere Rezession zu
bekämpfen, in der Tat eine aktivistische Politik, so Krugman.
Der Punkt ist also, dass die
Inflation-Sucht zru Zeit den geistigen Zustand der grossen Spaltung der
amerikanischen Nation darlegt. Die Rechte ist besessen, sich auf ein Problem zu
fokussieren, das es nicht gibt. Und es kommt daher keine vernünftige Debatte zustande. Das tut nicht nur Reformern gut,
sondern dem ganzen Land, hält Krugman als Fazit fest.
PS: Ferner bemerkt Krugman
in seinem Blog, dass die Inflation-Paranoia
kein einfaches Missverständnis ist, das mit dem Hinweis auf Beweise korrigiert
werden kann. Es ist in der modernen konservativen Psyche tief eingebetet.
Staatslichens Handeln muss demnach per Definition katastrophale Folgen haben.
Was auch die Markt Monetaristen immer versuchen, zu sagen, werfen ihre
politischen Kameraden die Geldpolitik weiter in einen Topf mit dem
Fiskal-Stimulus. Das Fiat Money kann
einfach nicht funktionieren. Wenn Francisco D’Anconia es sagt, muss es stimmen.
Es ist immer die 1970er Jahre, wenn nicht Weimer. Und wenn die Daten etwas
anderes darstellen, dann müssen sie gefälscht sein.
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