Die Bank für Internationalen
Zahlungsausgleich (BIZ) legt in
ihrem kürzlich veröffentlichten und viel zitierten Jahresbericht
den führenden Zentralbanken der Welt nahe, die expansive Geldpolitik aufzugeben
und für Finanzstabilität zu sorgen. Begründung: Die Gefahr von
Spekulationsblasen an den Finanzmärkten.
Bemerkenswert ist, dass die BIZ,
die seit Anfang der Krise (intensiv zumindest seit 2010) vor Inflation warnt, nun
einen Schwenk in eine andere Richtung macht: Finanzinstabilität. (PS: BIZ-Chefökonom hält Deflationsangst für überzogen).
Die dumme Behauptung, dass die
Inflation wegen der mengenmässigen Lockerung der Geldpolitik (QE: quantitative easing) durch die Decke
schiessen würde, hat sich nicht bewahrheitet.
Wie haben die Zentralbanken auf
die Ermahnung der BIZ reagiert? Mario
Draghi hat sofort dazu Stellung genommen. EZB-Chef hat hervorgehoben, dass
die Preisstabilität im Euro-Raum Vorrang hat. Auch Fed-Chefin Janet Yellen hat gesagt, dass die
Geldpolitik nicht viel Raum hat, die Finanzstabilität zu gewährleisten.
Yellen hat vor allem
unterstrichen, dass es dabei auf makroprudenzielle
Massnahmen ankommt. Die globalen Bemühungen sollen gestärkt werden, um die
Finanzstabilität sicherzustellen: Mehr Eigenkapital, hochwertiges Eigenkapital,
höhere Liquiditätspuffer, strengere Arrangements für ein zentrales Clearing von
Derivaten seien notwendig, um die enge Vernetzung (interconnectedness) unter systemisch wichtigen Finanzinstitutionen
zu verringern.
Die Befürworter der
Angebotsökonomie vertreten die Ansicht, dass die Zentralbanken in den letzten
paar Jahrzehnten die Zinsen „zu niedrig“ gesetzt haben. Gestützt auf diese
Aussage behaupten nun viele Leute, auch an der Wall Street und bei der BIZ selbst, dass die Fed die Zinsen „künstlich niedrig“ halte und damit die
Finanzstabilität gefährde.
Was ist aber die Schlussfolgerung
daraus? Müssen wir, nur weil wir die Finanzmärkte nicht regulieren können oder
wollen, ständig in Depression leben und hohe Arbeitslosigkeit in Kauf nehmen?
Was ist andererseits unter
„künstlich niedrig“ zu verstehen?
Nach Wichsell gibt einen „natürlichen“ Zinssatz. Wenn der aktuelle
Zinssatz unter dem „natürlichen“ Zinssatz notiert, kommt es zu Inflation. Und
wenn der aktuelle Zinssatz über dem „natürlichen „ Zinssatz verbleibt, kommt es
zu Deflation.
Nach Keynes hat die Zentralbank für eine angemessene Geldpolitik die
Zinsen so festzulegen, dass es auf dem Niveau Vollbeschäftigung herrscht. Es
kommt aber vor, dass die Wirtschaft, auch wenn die Zinsen nahe null liegen (zero lower bound) in Depression steckt.
Dann bedarf es einer expansiven Fiskalpolitik.
Demzufolge wäre ein
„unnatürlicher“ Zinssatz ein zu niedriger Zinssatz in dem Sinne, dass die
Wirtschaft zu überhitzen droht und die Inflation rasch ansteigt. Das ist aber
heute nicht der Fall, wie Paul Krugman beschreibt. Es gibt im heutigen Marktumfeld keine Hinweise darauf, dass
die Zinsen im makroökonomischen Sinne zu niedrig sind.
Der makroprudenzielle Ansatz ist richtig. Zinserhöhung ist ein stumpfes
Instrument, um für die Finanzstabilität zu sorgen, wie Mark Thoma betont.
Denn die Zinserhöhung betrifft
ale Branchen, nicht nur die, wo die Instabilität vermutet wird und wegen eines besonderen
Problems, das die Finanzinstabilität verursacht, nicht direkt angegangen werden
kann. Es ist sicherlich besser, die Sektoren anzupeilen, wo es Probleme gibt.
Fazit: Die hard money-Leute liegen falsch. Der falsche Rat der Angebotsökonomen
bei der BIZ ist nicht ernst zu nehmen.
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