In Deutschland sind die Löhne und
Gehälter in den zehn Jahren vor dem Ausbruch der Eurokrise kaum stärker
gestiegen als die Produktivität. Südeuropa war daher 2008 gezwungen, die Kosten
und Preise nach unten anzupassen.
Es ist ein offenes Geheimnis,
dass das deutsche neo-klassische Wirtschaftsmodell für das Auseinanderlaufen der Wettbewerbsfähigkeit in der Eurozone verantwortlich ist. Deutschland hat den
Rest der EU mit Lohndumping an die Wand gedrückt.
Die EU-Kommission hat als Abhilfe
Austeritätspolitik verordnet, um das Scheitern der EWU zu verhindern. Da die
Schuldnerstaaten über keine eigene Währung verfügen, müssen sie die Kosten via
„interne Abwertung“ senken, was eine lange Phase der Massenarbeitslosigkeit
bedeutet.
Die sinkenden Lohnstückkosten sollen
Schuldnerstaaten helfen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und ihre Leistungsbilanz
zu fördern. IMF-Ökonomen halten in einem gestern veröffentlichten Beitrag im iMFdirect fest, dass die neulich
gewonnene Wettbewerbsfähigkeit dem Rückgang der Lohnstückkosten zu verdanken
ist.
In Griechenland und Irland
fielen die Lohnstückkosten v.a. durch eine etwa gleich grosse Mischung von
Löhnen und Beschäftigung, während in Spanien
der Rückgang Lohnstückkosten aufgrund der rückläufigen Beschäftigung zustande
kam.
Entwicklung der Lohnstückkosten
in der Eurozone im Einzelnen, Graph: IMF Blog iMFdirect
Wie die Autoren der Analyse schlussfolgern,
ist der Grossteil der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit mit einem Rückgang
der Binnennachfrage und Arbeitslosigkeit einhergegangen.
Deshalb stellt sich u.a. die
Frage, wie nachhaltig die Verbesserung der Leistungsbilanz in den betroffenen
Ländern ist: Wird sich wieder ein Leistungsbilanzdefizit ergeben, wenn sich die
Nachfrage sich in den Volkswirtschaften erholt?
Die Sparpolitik bzw.
Haushaltskonsolidierung in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft hat zur
Folge, dass die private Nachfrage zurückgeht und die Kapazitätsauslastung der
Unternehmen negativ betroffen wird.
Der EU-Ansatz, heute Leid und
Schmerzen in Kauf zu nehmen, um später davon zu profitieren, hat sich damit als
fatal erwiesen. Die „Liquidationisten“ vernichten viel
Humankapital in Europa. Sieht man den Staat als Problem und den Markt als
Lösung an, gehen Menschen vor die Hunde.
Es gibt keine „expansionary austerity“ („expansive
Fiskalkontraktion“) wie von der EU-Kommission angeordnet. Nicht alle können
gleichzeitig durch Sparen wachsen.
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