Auch Jens Weidmann schlägt in die gleiche Kerbe. Präsident der
Bundesbank sagt in einem aktuellen Interview mit der Zeitung Die Welt am Sonntag, dass die Zinsen im Euro-Raum zu niedrig (für Deutschland) sind: „Wenn wir unsere eigenständige Geldpolitik
machen würden – was wir nicht tun – sehe sie anders aus“.
Die Geldpolitik in der
Europäischen Währungsunion (EWU) sei für Deutschland zu locker. Was Weidmann verschweigt, ist die Tatsache,
dass Deutschland das in der EWU gemeinsam festgelegte Inflationsziel von ca. 2%
seit Jahren unterbietet.
Eine Währungsunion bedeutet, dass
die Mitgliedstaaten die eigenständige Gestaltung der Geldpolitik aufgeben und
ein gemeinsames Inflationsziel festlegen. Deutschland hat sich aber daran nicht
festgehalten und damit (Lohndumping und zu tiefe Inflationsrate) gegen die EU-Regeln
verstossen. Mit dem hohen Leistungsbilanzüberschuss hat Deutschland zugleich
auch das deutsche Stabilitätsgesetz (das Ziel eines aussenwirtschaftlichen
Gleichgewichts) verletzt.
Hier ist eine Abbildung aus einer
aktuellen Studie („Economic policies
pursuant to the Global Crisis: A critique“) von Richard Wood in voxeu.
Was deutlich zu sehen, ist, wie
die Wettbewerbsfähigkeit innerhalb der Euro-Zone auseinander läuft. Deutschland
hat mit seinem Wirtschaftsmodell, welches einseitig Export orientiert ist, die
anderen EU-Mitgliedstaaten an die Wand gedrückt.
Das Auseinanderlaufen der
Wettbewerbsfähigkeit in der Euro-Zone, Graph:
Richard Wood in: voxeu
Während die von Berlin und
Brüssel verordnete Sparpolitik die Erholung der Wirtschaft im Euro-Raum aufhält, fordert Weidmann höhere Zinsen.
In einem Umfeld, wo die
öffentliche Hand die Ausgaben kürzen soll, die privaten Haushalte sparen, weil
sie Schulden abbauen müssen und die Unternehmen nicht investieren, weil es an Nachfrage fehlt, verlangt
Weidmann ein Ende der akkommodierenden Geldpolitik durch die EZB.
In Deutschland beträgt die Inflation derzeit knapp Prozent. Trotzdem scheint Bundesbankpräsident einen rasanten Anstieg
der Inflation zu befürchten. Warum?
Kein Wunder, dass die von der harschen
Austeritätspolitik (fiscal austerity)
geschädigte deutsche Bürger immer mehr in
die benachbarte Schweiz auswandern, wo sie endlich realen Lohnzuwachs erleben dürfen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen