Freitag, 21. August 2015

US-Notenbank und China-Faktor

Während die Fed seit geraumer Zeit den Beginn zur Straffung der Geldpolitik gegen Jahresende andeutet, sorgen die Abkühlung der chinesischen Wirtschaft und die aktuelle RMB-Abwertung zur Zeit für zunehmende Unsicherheit.

Auch der anhaltende Rückgang des Ölpreises (der tiefste Wert seit sechs Jahren) nährt Bedenken, ob die von der Fed anvisierten Konditionen für einen Zinsschritt tatsächlich gegeben sind oder nicht.

Tim Duy schreibt in seinem Blog, dass die Fed-Minutes der FOMC-Sitzung vom 28-29. Juli bereits nicht mehr frisch nicht, die von den Ereignissen rasch überholt werden. Da die Fed sehr gut daran ist, genaue Absichten nicht besonders gut zu signalisieren, lässt sich viel in die Sitzungsnotizen der Fed hineininterpretieren.

Möglicherweise ist die Fed für die Störungen auf den Finanzmärkten weniger empfänglich als im grössten Teil des Zeitraums nach dem Ausbruch der Finanzkrise, da die US-Wirtschaft sich allmählich in Richtung Vollbeschäftigung bewegt, kommentiert der an der Oregon University lehrende Wirtschaftsprofessor weiter.

Narayana Kocherlakota spielt hingegen mit den Gedanken, die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen, das Inflationsziel (inflation target) der US-Notenbank anzuheben, um auf diese Weise Risiken in Bezug auf die Finanzstabilität zu verringern. Der Fed soll dadurch die Arbeit erleichtert werden, für die Preisniveaustabilität zu sorgen und die Vollbeschäftigung zu erlangen.



Die US-Notenbank verfehlt das eigene Inflationsziel (gemessen an PCE) seit 2009 um 0,50% im Durchschnitt pro Jahr, Graph: Morgan Stanley


Minneapolis Fed-Präsident legt nahe, dass die Fed die Vorteile gegenüber Nachteilen abwägen soll, um die eigene Glaubwürdigkeit zu unterstreichen. Bereits am Mittwoch hat Kocherlakota in einem Artikel (“Raising rates now would be a mistake”) in WSJ vor den Konsequenzen einer übereilten Zinserhöhung gewarnt.

Der Rückgang des langfristigen neutralen Zinssatzes gefährde die Finanzstabilität weil die Fed gezwungen werde, die Zinsen noch länger niedrig zu halten, um seine Aufgaben zu erfüllen, während die Wahrscheinlichkeit steigt, dass die Anleger riskantere Wetten eingehen, um ihren Gewinn zu steigern, so Kocherlakota.


US-Zinsstrukturkurve (term structure): Breakeven-Sätze (Inflationserwartungen) für verschiedene Laufzeit im Vergleich zum Inflationsziel der Fed (gemessen am CPI), Graph: Morgan Stanley

Ein etwas höheres Inflationsziel würde der Geldpolitik deutlich mehr Spielraum bei der Bekämpfung der Krisen geben. Die Idee wurde vor fünf Jahren von Olivier Blanchard, dem IWF-Chefökonomen ins Spiel gebracht.

Die Chancen für einen Zinsanstieg im September belaufen sich zur Zeit auf 45 Prozent. Zur Erinnerung: Seit Ende 2008 steht der US-Leitzins (Fed Funds Rate) nahe null.

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