Ob Sie es glauben oder nicht: Es gibt einen vernünftigen Grund zur Annahme, dass ein Teil von dem, was die Weltwirtschaft derzeit belastet, die Tatsache ist, dass die Staaten nicht genug Schulden haben, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne (“Debt is good”) am Freitag in NYTimes.
Das mag sich verrückt anhören. Immerhin haben wir
die letzten fünf oder sechs Jahre in einem Zustand der Fiskal-Panik gelebt, wo
die Very Serious People (VSP) uns erklären, dass wir das Haushaltsdefizit
kürzen müssen, und zwar jetzt sofort, weil wir sonst so enden wie Griechenland,
mit der Betonung auf Griechenland, hebt der am Graduierten Zentrum der City University of New York (CUNY) forschende
Wirtschaftsprofessor hervor.
Die Antriebskraft des Defizit-Schimpfers bezog sich
aber immer um den Siegszug der Ideologie über die Beweise. Und eine wachsende
Anzahl von ernsthaften Menschen argumentiert gleichzeitig, dass wir mehr
Staatsverschuldung brauchen, nicht weniger.
Warum?
Eine Antwort darauf ist, dass die USA
offensichtliche Mängel in Sachen Strassen, Schienen, Wassersystemen und mehr
erleiden. Unterdessen kann der Staat zu historisch niedrigen Zinsen Kapital
aufnehmen. Es ist also ein sehr guter Zeitpunkt, Kredit aufzunehmen und
Investitionen in die Zukunft zu tätigen.
Grossbritanniens Staatsverschuldung, Graph: Paul Krugman in NYTimes
Darüber hinaus verschaffen die Anleihen von
stabilen und zuverlässigen Staaten “sichere Anlagen” (safe assets), die Investoren helfen, Risiken zu managen,
Transaktionen einfacher zu bewerkstelligen und ein zerstörisches Gerangel um
Cash zu umgehen.
Und wenn die Zinsen für staatliche Schuldtitel sehr
niedrig sind, auch wenn die Wirtschaft so stark ist, dann gibt es nicht viel
Spielraum, die Verschuldung zu senken, wenn die Wirtschaft schwach ist, was die
Bekämpfung der Rezession erschwert. Auch die Stabilität des Finanzsystems ist
wahrscheinlich davon betroffen: sehr niedrige Renditen auf sichere Anlagen
veranlassen Anleger, mehr Risiken einzugehen.
Was kann aber dagegen unternommen werden? Einfach
die Zinsen zu erhöhen, wie manche Finanztypen es ständing verlangen, würde die
immer noch fragile Erholung der Wirtschaft unterhöhlen. Was wir jetzt brauchen,
ist eine Politik, die einen Anstieg der Zinsen in guten Zeiten zulässt, ohne
einen Abschwung auszulösen. Und eine solche Politik würde heute darauf hinaus
laufen, ein etwas höheres Mass an Schulden anzustreben.
M.a.W. war die grosse Schulden-Panik sogar noch
verbohrter als diejenigen von uns (anti-austerity
Seite) realisiert haben, so Krugman.
Nicht nur haben die Regierungen, die auf Defizit-Schimpfer
hörten, die Rezession verlängert, sondern die Wirtschaft möglicherweise künftigen
Krisen ausgesetzt, durch Kürzung von Investitionen im öffentlichen Sektor, wo
die Anleihe-Investoren sie praktisch anbeten, Ausgaben zu erhöhen.
Und die Ironie ist laut Krugman, dass diese
törichte Politik und das ganze menschliche Leiden, die sie verursacht haben,
mit Appellen an vorausschauende Klugheit und haushaltspolitische
Verantwortlichkeit verkauft wurden.
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