Die chinesische Notenbank (PBoC: People’s Bank of China)
hat heute auf die Abkühlung der Wirtschaft mit Zinsenkungen reagiert: Der
einjährige Kreditzinssatz wurde um 25 Basispunkte auf 4,6% gesenkt.
Der Einlagensatz wurde um 0,25% auf 1,75% gekürzt.
Chinas Währungshüter haben auch den Mindestreservesatz (RR-Satz) um 0,50% auf
18% zurückgezogen.
Da Peking befürchtet, dass die RMB-Abwertung zu
einem verstärkten Abfluss des ausländischen Kapitals führen kann, ist es
vernünftig, den RR-Satz zu senken. Die RRR-Kürzung reduziert nämlich die
Notenbankgeldmenge (monetary base)
und kurbelt den Geldmultiplikator (money
multiplier) an.
Wenn die Banken die Sichteinlagen, die sie bei der
PBoC deponieren, wieder zurückziehen, nimmt die Notenbankgeldmenge (Giroguthaben
der Banken bei der Zentralbank + Noten im Umlauf) ab.
Angesichts der aktuellen Grössenordnung der
Einlagen im Banking-Sektor, lässt jede RRR-Reduzierung um 100 Basispunkte (1%)
im Durchschnitt 1’200 Mrd. RMB Liquidität frei, wie FTAlphaville berichtet.
Da in der zweiten Jahreshälfte genau soviel Kapital
abfliessen könnte wie in der ersten Jahreshälfte, kann der RR-Satz im Grunde
genommen bis auf 6% gesenkt werden, um Kreditschöpfung anzuregen.
China; Notenbankgeldmenge und M2, Graph: CEIC, HSBC via FTAlphaville
Chinas Führung scheint anzuerkennen, dass sie ein
freischwankendes Wechselkurssystem braucht, um geldpolitische Unabhängigkeit in
Anspruch zu nehmen. Peking hat bisher, um dem “Impossible Trinity”- Phänomen
vorzubeugen, auf einen freien internationalen Kapitalverkehr “verzichtet”.
Da die Kapitalbilanz sich heute mit einem
schnelleren Tempo (zumindest seit dem letzten Jahr) öffnet, benötigt die PBoC
einen flexibleren Wechselkursmechanismus, wenn sie eine unabhängige Geldpolitik
führen will.
Der aktuelle Prozess ermöglicht der PBoC mehr
Spielraum, monetäre Bedingungen im Land zu entspannen. Es ist daher damit zu
rechnen, dass China mit der Lockerung der Geldpolitik weiter fortfahren wird. Weil der Realzins aufgrund der anhaltenden Deflation gemessen am
Erzeugerpreisindex (PPI) nach wie vor hoch ist und daher dazu beiträgt, die
monetären Rahmenbedingungen zu verschärfen.
China; PPI-Deflation, Graph: Morgan Stanley
Exkurs:
M1= Bargeldumlauf + Sichteinlagen
M2= M1 + Spareinlagen
M3= M2 + Termineinlagen
1 Kommentar:
Der sogenannte Geldmultiplikator bzw. Geldschöpfungsmultiplikator stammt noch aus der Zeit, als die Bundesbank den Geldschöpfungsprozess falsch dargestellt hatte (bis zum Jahre 2008): http://blogs.faz.net/fazit/2015/04/17/wenn-ungleichheit-zur-wachstumsbremse-wird-5696/#comments. Dieser Multiplikator wurde mittlerweile aus dem Glossar der Bundesbank entfernt, da er auf einer fehlerhaften exogenen Geldtheorie basiert.
LG Michael Stöcker
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