Thomas
Jordan, Präsident der
Schweizerischen Nationalbank (SNB) hat am Freitag an einer Paneldiskussion im
Rahmen des 39. Economic Symposiums in Jackson Hole über ein interessantes Thema
gesprochen:
“Die Übertragung internationaler Einflüsse auf die
Inflationsdynamik und eine unabhängige Geldpolitik: Erfahrungen aus Schweizer
Sicht”
Die Erfahrungen der Schweiz seit der Finanzkrise von
2008 bestätigen, dass die Kontrolle der Inflation für kleine, offene
Volkswirtschaften manchmal schwierig werden kann, betont Jordan.
Die Spillover-Effekte könnten laut Jordan nicht
vollständig kompensiert werden, wenn die konventionelle Geldpolitik nicht mehr
greift und die Landeswährung als “sicheren Hafen” wegen der markanten
Kapitalzuflüssen überbewertet werde.
Wegen des Rückgangs der Importpreise müssen kleine,
offene Volkswirtschaften manchmal “mit temporär suboptimaler Inflation” leben,
so Jordan weiter.
Inflation und Schweizer Franken (CHF) nominal
effective exchange rate, Graph:
Thomas Jordan, SNB in: “The impact of international spillovers on inflation
dynamics and independent monetary policy: the Swiss experience”, Aug 28, 2015
in Jackson Hole
Bemerkenswert ist, dass auch Stanley Fischer, Fed Vize-Präsident in einem Vortrag am Samstag am selben Ort auf
das Thema “Niedriginflation” eingegangen ist.
Unter den Faktoren, die die US-Inflation drücken,
erwähnt Fischer vorerst die schwache Entwicklung der Wirtschaft.
Ein grösserer Effekt kommt allerdings aus
Änderungen des Wechselkurses des US-Dollars. Der Anstieg des US-Dollars im
vergangenen Jahr war ein wesentlicher Grund, dass die Inflation in den USA
niedrig ist, hebt der ehemalige Gouverneur der israelischen Zentralbank (BoI)
von 2005 bis 2013 hervor.
Schweizer Franken (CHF) nominal und effective
exchange rate, Graph: Thomas Jordan,
SNB in: “The impact of international spillovers on inflation dynamics and
independent monetary policy: the Swiss experience”, Aug 28, 2015 in Jackson
Hole
Ein höherer US-Dollar Wert fliesst durch niedrige
Importpreise in die amerikanische Inflation hinein, weil Importe einen Teil des
Endverbrauchs ausmachen und weil niedrige Preise für importierte Komponenten
die Kosten der Unternehmen im Allgemeinen senken. Darüber hinaus hemmt ein
Anstieg des US-Dollars das Wachtum der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage und die
gesamte wirtschaftliche Aktivität. So entfaltet sich eine gewisse Wirkung auf
die Inflation durch einen eher indirekten Kanal, erklärt der
Wirtschaftsprofessor.
Model Simulation: Einwirkung eines 10%-igen Anstiegs
des US-Dollar-Wertes auf die Kerninflation und das Wirtschaftswachstum, Graph: Stanley Fischer, Fed Vice
Chairman, Aug 29, 2015 in Jackson Hole
Die Durchlaufzeit durch Einfuhrpreisen in die
Verbraucherpreisinflation tritt relativ schnell ein, mit Effekten innerhalb
eines Quartals, wobei der grösste Teil der Gesamtwirkung innerhalb eines Jahres
stattfindet, bekräftigt der stellvertretende Direktor des IWF von September
1994 bis Ende August 2001.
In der Abbildung zeigt Fischer, dass die
USD-Aufwertung den grössten Einfluss auf das BIP ausübt, im zweiten Jahr nach
dem Schock.
Was für die US-Wirtschaft gilt, gilt für eine
offene, kleine Volkswirtschaft wie die Schweiz umso mehr. So erklärt sich die
anhaltende niedrige Inflation in der Schweiz. Darum behält Jordan den
Negativzins (minus 0,75%) auf Sichtguthaben der Banken bei und unterstreicht
die Bereitschaft der SNB, nötigenfalls mit Interventionen am Devisenmarkt gegen
CHF-Überbewertung vorzugehen.
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