Sonntag, 30. August 2015

Ursachen der Niedriginflation

Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hat am Freitag an einer Paneldiskussion im Rahmen des 39. Economic Symposiums in Jackson Hole über ein interessantes Thema gesprochen:

“Die Übertragung internationaler Einflüsse auf die Inflationsdynamik und eine unabhängige Geldpolitik: Erfahrungen aus Schweizer Sicht”

Die Erfahrungen der Schweiz seit der Finanzkrise von 2008 bestätigen, dass die Kontrolle der Inflation für kleine, offene Volkswirtschaften manchmal schwierig werden kann, betont Jordan.

Die Spillover-Effekte könnten laut Jordan nicht vollständig kompensiert werden, wenn die konventionelle Geldpolitik nicht mehr greift und die Landeswährung als “sicheren Hafen” wegen der markanten Kapitalzuflüssen überbewertet werde.

Wegen des Rückgangs der Importpreise müssen kleine, offene Volkswirtschaften manchmal “mit temporär suboptimaler Inflation” leben, so Jordan weiter.


Inflation und Schweizer Franken (CHF) nominal effective exchange rate, Graph: Thomas Jordan, SNB in: “The impact of international spillovers on inflation dynamics and independent monetary policy: the Swiss experience”, Aug 28, 2015 in Jackson Hole




Bemerkenswert ist, dass auch Stanley Fischer, Fed Vize-Präsident in einem Vortrag am Samstag am selben Ort auf das Thema “Niedriginflation” eingegangen ist.

Unter den Faktoren, die die US-Inflation drücken, erwähnt Fischer vorerst die schwache Entwicklung der Wirtschaft.

Ein grösserer Effekt kommt allerdings aus Änderungen des Wechselkurses des US-Dollars. Der Anstieg des US-Dollars im vergangenen Jahr war ein wesentlicher Grund, dass die Inflation in den USA niedrig ist, hebt der ehemalige Gouverneur der israelischen Zentralbank (BoI) von 2005 bis 2013 hervor.


Schweizer Franken (CHF) nominal und effective exchange rate, Graph: Thomas Jordan, SNB in: “The impact of international spillovers on inflation dynamics and independent monetary policy: the Swiss experience”, Aug 28, 2015 in Jackson Hole


Ein höherer US-Dollar Wert fliesst durch niedrige Importpreise in die amerikanische Inflation hinein, weil Importe einen Teil des Endverbrauchs ausmachen und weil niedrige Preise für importierte Komponenten die Kosten der Unternehmen im Allgemeinen senken. Darüber hinaus hemmt ein Anstieg des US-Dollars das Wachtum der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage und die gesamte wirtschaftliche Aktivität. So entfaltet sich eine gewisse Wirkung auf die Inflation durch einen eher indirekten Kanal, erklärt der Wirtschaftsprofessor.


Model Simulation: Einwirkung eines 10%-igen Anstiegs des US-Dollar-Wertes auf die Kerninflation und das Wirtschaftswachstum, Graph: Stanley Fischer, Fed Vice Chairman, Aug 29, 2015 in Jackson Hole

Die Durchlaufzeit durch Einfuhrpreisen in die Verbraucherpreisinflation tritt relativ schnell ein, mit Effekten innerhalb eines Quartals, wobei der grösste Teil der Gesamtwirkung innerhalb eines Jahres stattfindet, bekräftigt der stellvertretende Direktor des IWF von September 1994 bis Ende August 2001.

In der Abbildung zeigt Fischer, dass die USD-Aufwertung den grössten Einfluss auf das BIP ausübt, im zweiten Jahr nach dem Schock.

Was für die US-Wirtschaft gilt, gilt für eine offene, kleine Volkswirtschaft wie die Schweiz umso mehr. So erklärt sich die anhaltende niedrige Inflation in der Schweiz. Darum behält Jordan den Negativzins (minus 0,75%) auf Sichtguthaben der Banken bei und unterstreicht die Bereitschaft der SNB, nötigenfalls mit Interventionen am Devisenmarkt gegen CHF-Überbewertung vorzugehen.




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