Es sind mittlerweile sieben Jahren nach dem
Ausbruch der Krise verstrichen. Die Wirtschaft in der Eurozone ist aber noch
immer nicht auf dem Vorkrisenniveau angelangt. Noch nie zuvor hat die Erholung
aus einer Rezession so lange gedauert.
Die disinflationäre Wirtschaftspolitik im Euro-Raum
ist so schwerwiegend, dass es naheliegt, zu fragen, ob das
europäische BIP überhaupt wieder das Vorkrisenniveau erreichen wird?
Das wiederum deutet auf langfristige Schäden der
globalen Rezession auf die Produktionskapazität und die Beschäftigung (Human Capital) im Allgemeinen in fast
allen fortentwickelten Volkswirtschaften hin. Die Erwerbsquote ist in den USA mit
62,4% auf den tiefsten Wert seit 1977 gefallen, wie die FT heute berichtet.
Vor diesem Hintergrund befasst sich Larry Summers in einem von der EZB
vorgelegten e-book mit dem Thema “Hysteresis Effects”. Der ehemalige
amerikanische US-Finanzminister sagt, dass wir eine neue Keynesianische
Wirtschaftspolitik brauchen, die mehr Keynesian ist aber weniger neu.
BIP im Vergleich: US versus Euro-Raum, Graph: Olivier Blanchard in: Inflation and Unemployment in Europe, 21-23 May 2015, Sintra, Portugal
Summers berichtet, dass rund 90% der
Konferenz-Teilnehmer in Portugal erkennen liessen, dass es signifikante
Hysterese-Effekte gebe.
Das bedeutet, dass es viel zu tun gibt. Doch
verfielen viele Ökonomen (z.B. Eugen Fama, John Cochrane, um zwei Namen zu
nennen) in Reaktion auf die Krise dem Trugschluss, dass Nachfrage-Mangel
unmöglich wäre: Das Angebot würde seine Nachfrage selbst schaffen (Say’schesGesetz).
Euro-Raum Produktionslücke (output gap), Graph:
Mario Draghi, EZB in: Inflation and Unemployment in Europe, 21-23 May 2015,
Sintra, Portugal
Ganz im Gegenteil: Was die Erfahrung seit 2008
zeigt, ist, dass die unzulängliche Nachfrage sogar das Angebot beinträchtigt:
Volkswirtschaften mit anhaltend träger Nachfrage erleiden Rückgänge des
Potenzialwachstums und der aktuellen Output.
Antonio Fatas und Larry Summers untersuchen in diesem Kontext in
einer gestern vorgestellten Forschungsarbeit (“The Permanent Effects of Fiscal Consolidation”) die Auswirkungen
von Fiscal Austerity nicht nur auf die Produktion (output), sondern auch auf
das Potenzialwachstum. Schlussfolgerung: Es gibt grosse negative Folgen.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass die
Austeritätspolitik in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft viel mehr Schaden
anrichtet als die herkömmliche Analyse bisher impliziert hat, wie Paul Krugman in seinem Blog
unterstreicht.
US-Erwerbsquote (62,4%) auf dem niedrigsten Stand seit 1977, Graph: FT
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