Wie das Blatt sich wendet. Die Fed hat 1974
angesichts der steigenden Inflation versucht, die Menschen zu überzeugen,
“WIN”-Knöpfe zu tragen: Whip Inflation
Now.
Heute ist das Problem umgekehrt. Mehrere Zentralbanken
haben Schwierigkeiten, Inflation zu schaffen. “SIN”-Knöpfe wären heute sicherlich
nicht weniger wirksam als die älteren Sorte damals: Support Inflation Now.
So deuten Cecchetti
und Schoenholtz in ihrem gemeinsam
verwalteten Blog (Money & Banking) darauf hin, dass Japan nach vielen Jahren immer noch Mühe hat, die
Deflationsgefahr zu überwältigen. Die
Bank of Japan (BoJ), die Zentralbank des Landes braucht mehr Hilfe, um das
Problem zu bekämpfen, betonen die beiden Uni-Professoren.
Was sind aber die Lehren, die der Fall Japan
bietet?
Die erste und wichtigste ist, dass man alles, was
man kann, tut, um nicht erst auf den deflationären Pfad zu geraten. Wie wir
heute sehen, kann selbst eine resolute Zentralbank eine Deflation, die sich in
die Erwartungen von privaten Haushalten und Unternehmen eingebettet hat, nicht so einfach beendigen.
Selbst geldpolitische Massnahmen, die als
schwierig und zwangsläufig riskant
betrachtet werden, können sich als ungenügend erweisen, unterstreichen
Cecchetti und Schoenholtz weiter.
Japan, BEI: breakeven inflation rate and new-style
JGB linker with deflation floor, Graph:
Morgan Stanley
Die zweite ist die Tatsache, dass eine unerwartete
Deflation fiskalische Probleme eines Landes verschlechtern kann, dadurch dass
die Fähigkeit der Regierung beeinträchtigt wird, wirksam zu agieren.
Anders gesagt: auch wenn die Deflation sich langsam
und nachhaltig entwickelt (als scharf und heftig wie während der Zeit der
Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren), kann sie an den Kräften zehren.
Aus der engen Perspektive einer Zentralbank gibt es
ausserdem laut Cecchetti und Schoenholtz eine weitere Lehre für die
Unabhängigkeit: Experten befürchten im Allgemeinen, dass eine Zentralbank, die ihre
Unabhängigkeit verliert, i.d.R. veranlasst würde, eine grosse Inflation
anzufachen (Stichwort: fiscal dominance).
Doch die Ironie ist, dass auch eine tief
verwurzelte Deflation die Unabhängigkeit einer Zentralbank untergraben kann,
weil es nicht mehr möglich ist, ohne Unterstützung der Fiskalpolitik die
Preisstabilität zu gewährleisten.
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