Die gegenwärtige Ankunft der Flüchtlinge in Europa
ist ein Thema von grossem politischen Interesse.
Eine wichtige Frage ist, wie die Einwanderung den
Arbeitsmarkt tangiert. Die unmittelbare Anschauung würde auf Angebot und
Nachfrage beruhen.
Eine Zunahme des Angebots an Arbeitskräften würde
den Preis der Arbeit, nämlich die Löhne reduzieren. Das wäre aber nicht das
Ende der Geschichte. Denn es gibt auch Zweit- und Drittrundeneffekte.
Was ist, wenn z.B. die lokalen Arbeitskräfte
aufgrund der wachsenden Konkurrenz die betreffende Region verlassen und in
andere Regionen ziehen würden, um Arbeit zu suchen? Was ist, wenn Investitionen
in der betreffenden Region, wo Flüchtlinge ankommen, steigen würden, weil
Unternehmen aufgrund des zunehmenden Angebots an Arbeitskräften neue Betriebe
und Geschäfte aufbauten?
Weitere solche Fragen laufen darauf hinaus, zu
zeigen, dass die anfänglichen Auswirkungen der Immigration mit der Zeit
tendenziell ausgeglichen würden. So etwas scheint sich im Jahr 1980 in den USA
tatsächlich ereignet zu haben: eine hohe Anzahl Einwanderer aus Kuba kam damals in Miami an; was 7% der gesamten Arbeitskräfte Miamis entsprach.
Der Zuzug hatte aber einer Studie von David Card
nach praktisch keinen Effekt auf die Löhne und Beschäftigung in Miami ausgelöst,
auch nicht unter weniger qualifizierten Arbeitern, die davon am meisten
betroffen waren, wie Dani Rodrik in seinem neuen Buch schildert.
Nach dem schrecklichen Terroranschlag in Paris
kommen jetzt aber auch die Scharfmacher hinzu, die den Terrorismus mit der
Flüchtlingskrise ganz schnell zusammenführen, wie Heiner Flassbeck in seinem Blog beschreibt.
Dass die Flüchtlinge selbst vor dem Terror fliehen,
wird dabei geflissentlich vergessen.
Ganz in diesem Sinne bemerkt auch Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne (“Fearing Fear Itself”) am
Montag in NYTimes, dass es nicht darum geht, das Grauen zu minimieren, sondern
viel mehr darum, zu betonen, dass die grösste Gefahr, die für unsere
Gesellschaft aus dem Terrorismus ausgeht, nicht den direkten Schaden, der
angerichtet wird, betrifft, sondern die verqueren Reaktionen, die daraus
erwachsen.
Es ist daher entscheidend, zu erkennen, dass es
mehrere Möglichkeiten gibt, darauf falsch zu reagieren.
Schliesslich hat US-Präsident Barack Obama auf dem G20-Treffen in Antalya gesagt, dass es “ein
Verrat an unseren Werten wäre, Flüchtlingen, die vor Terrorismus fliehen, die
Tür zuzuknallen”.
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