Die Europäische Kommission hat vergangene Woche
ihren Ausblick für Wachstum und Inflation in der Eurozone im nächsten Jahr
gesenkt.
BIP für 2016: 1,8% (bisher: 1,9%),
Inflation für 2016: 1% (bisher: 1,5%), für 2017:
1,6%.
Das deutet darauf hin, dass die EU fast sieben
Jahre nach dem Ausbruch der Krise immer noch auf der Suche nach
Konjunkturbelebung ist.
Inflation und Wachstum bleiben hartnäcking niedrig.
Warum? Weil die europäischen Entscheidungsträger sich weigern, die Tatsache zu
erkennen, dass Haushaltsdefizite in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft
nicht schädlich, sondern nützlich sind.
Doch die Arbeitslosigkeit hat die Politik-Elite
nicht besonders tangiert. Die EU-Behörden gingen sofort dazu über, sich über die
Haushaltskonsolidierung Sorgen zu machen. Die Gedanken waren aber weder von der
Evidenz noch von einer umsichtigen Analyse gestützt.
Der verbohrte und zerstörerische
Defizit-Fetischismus hat damit im Euro-Raum die Oberhand gewonnen.
Inflationserwartungen im Euro-Raum (hergeleitet von
implizierten Termin inflationsgeschützten Swapsätzen), Graph: EU Kommission in: Autumn 2015 forecast
In der von Bloomberg
gestern vorgelegten Abbildung ist deutlich zu sehen, dass Ausgabenkürzungen in einer
schwer angeschlagenen Wirtschaft die Depression vertiefen.
BIP-Entwicklung im Euro-Raum, Graph: Bloomberg
Die Inflationsrate belief sich im Euro-Raum in den
vergangenen vier Jahren laut Bloomberg im Durchschnitt auf 1,2%. Das heisst, dass die EZB seit mindestens vier
Jahren das eigene Inflationsziel (ca. 2%) verfehlt.
Wenn zu viel Inflation schädlich ist, ist auch zu
wenig Inflation schädlich: Wenn Preise fallen, können defaults und der
anhaltende Schuldenabbau-Prozess (deleveraging)
im überschuldeten Privatsektor die Wirtschaft tiefer in Depression drücken. Und
die Fähigkeit der Zentralbank mit niedrigen Real-Zinsen, die Wirtschaft
anzukurbeln, wird erschwert, wenn die Inflation unter null fällt.
Anstatt über Struktur-Reformen zu swadronieren,
wäre zu erwarten, dass die EZB regelrecht als lender of last resort agiert.
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