Wenn die Märkte fehlschlagen, die Nachfrage nach
Liquidität in dem von der Zentralbank anvisierten Ausmass zu decken,
interveniert die Zentralbank, indem sie Reserven an die Finanzinstitute verleiht
bzw. Wertpapiere am offenen Markt kauft.
Die seit dem Ausbruch der Finanzkrise von 2008
von den modernen Zentralbanken verfolgte QE-Politik beruht auf dieser
Vorstellung: Die Notenbank agiert als lender
of last resort, um den Zinssatz in Richtung Zielwert anzusteuern.
Die anhaltende Krise und die schweren Folgen
werfen in diesem Kontext viele Fragen auf. Eine der gewichtigsten Fragen
betrifft die Wirtschaftsmodelle: Welche Veränderungen wird es nun geben?
Ein wichtiges Thema ist die Angebotsseite. Was ist damit gemeint? Paul Krugman erklärt es in seinem Blog: Diejenigen, die die Krise gestützt auf ein
einfaches Hicks’sches Modell unter die Lupe genommen haben, sind damit ganz gut
gefahren.
Die Voraussagen trafen zu: (1) solange die
Wirtschaft nahe Null-Grenze (zero lower
bound) verweilt, führt der massive Anstieg der Notenbankgeldmenge (monetary base) nicht zu einem Anstieg der
Inflation, (2) Haushaltsdefizite treiben die Zinsen nicht in die Höhe und (3)
wenn die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt, sind die Multiplikatoren
der Fiskalpolitik grösser als sonst. Und die Austeritätspolitik löst böse Konsequenzen
aus.
Nichts, was seit 2008 passiert ist, steht im
Widerspruch zu diesen Aussagen.
Die Korrelation zwischen Wirtschaftswachstum und
Austerity, Graph: Paul Krugman in NYTimes
Krugman will aber damit nicht behaupten, dass die
Daten belegen, dass die Hicks/Keynes-Modelle richtig sind. Der Punkt ist, dass
die offensichtlichen Vergleiche z.B. zwischen Austerität und Wachstum zeigen,
dass die vorliegenden Daten die Aussagen eines Keynesianers bestätigen.
Was in diesem Umfeld aber nicht funktioniert hat, ist
das gesamtwirtschaftliche Angebot.
Ein grosses Problem betrifft dabei die Abwesenheit von Deflation in den USA.
Die (accelerationist) Phillips-Kurve,
die als Norm (Inflation hängt von der Arbeitslosigkeit ab) verwendet wird,
schien mit den Erfahrungen aus früheren Rezessionen im Einklang zu stehen. Das
heisst, dass die Inflationsrate in Abschwungsphasen zurückfällt, was man
auch anhand von Abbildungen der „im Uhrzeigersinn-Spiralen“ sehen kann.
Was in den 1970er und 1980er Jahren funktioniert
hat, trifft aber heute nicht mehr zu. Die Frage ist daher, warum die anhaltend
hohe Arbeitslosigkeit nach 2008 die Wirtschaft nicht in eine Deflation geschleudert hat?
Es gibt populäre Geschichten als Antwort darauf,
wie die z.B. von der abwärtsgerichteten Lohn-Starrheit (downward nominal wage rigidity), die die Phillips-Kurve bei Niedriginflation als nicht-vertikal formt, wenn die Inflationserwartungen
verankert sind.
Das mag alles zutreffen. Aber Fakt ist, dass die
Debatte über die Makroökonomie die Abwesenheit von Deflation in den Modellen nie vollständig
mitberücksichtigt hat, wie Krugman es zum Ausdruck bringt.
Ein anderes grosses Problem betrifft den
dramatischen Rückgang der Schätzungen des Produktionspotenzials (potential output), was eindeutig mit der
Tiefe der konjunkturellen Einbrüche und der Austeritätspolitik zusammenhängt.
Was ist nun aus den oben beschriebenen
angebotsseitigen Ausfällen (der Doktrin, die vor der Krise vorherrschte) zu
schliessen?
Die politische Moral laut Krugman ist die grosse
Gefahr, die aus übermässig kontraktiver Wirtschaftspolitik ausgeht:
Eine
Zentralbank, die Preisstabilität anstrebt, mag sich auf die Schultern klopfen,
dass es während der schweren Krise nicht zu einer Deflation (wie in den 1930er
Jahren) gekommen ist. Aber die Zentralbanken fallen heute sehr
weit hinten, was die Bereitstellung von Stimulus für die Wirtschaft angeht.
Die restriktive Fiskalpolitik erweist sich in
einer Liquiditätsfalle als schrecklich sowohl kurzfristig als auch langfristig,
wie es sich heute am Beispiel der Eurozone beobachten lässt.
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