Buchbesprechung:
Dani
Rodrik: Economics Rules. Why economics works, when it fails, and how to
tell the difference, Oxford University
Press, London, 2015.
Der Autor unterstreicht bereits am Anfang mit
Nachdruck, dass er dieses Buch geschrieben hat, um zu zeigen, warum die
Wirtschaftswissenschaft es manchmal (ganz) gut macht und manchmal fehlschlägt.
Im Zentrum des Buches stehen Modelle. Und Modelle machen
nicht nur die Stärke der Ökonomie aus, sondern sie sind zugleich auch die Achillesferse.
Die Vielfalt der Modelle in der Volkswirtschaftslehre ist das notwendige
Gegenstück für die Flexibilität der sozialen Welt, wie Dani Rodrik beschreibt.
Ökonomie ist eine Sozialwissenschaft, die dazu
beiträgt, zu verstehen, wie die Wirtschaft funktioniert. Das Augenmerk richtet
sich nach Methoden: Mit dem Einsatz von besonderen Instrumenten wird der
Versuch unternommen, auf grosse Fragen Antworten zu finden. Was die Modelle
nützlich macht, ist das Ergreifen eines Aspektes der Realität.
Ein Modell konzentriert sich auf besondere Fälle
und sucht dann, zu zeigen, wie sie durch das System zur Entfaltung kommen. Der
Punkt, den Rodrik immer wieder betont, ist, dass unterschiedliche Modelle
unterschiedliche Antworten liefern, unabhängig davon, dass sie gleich
respektabel sind.
Das heisst, dass die entscheidenden Annahmen des
Modells der Realität ungefähr entsprechen müssen, damit die Schlussfolgerungen,
die sie bieten, in dem Ausmass als wahr gelten. Modelle sind im Grunde genommen
wie Märchen (als Kompliment gemeint), legt Rodrik weiter dar: sie sind kurz und transparent und erfassen
nur die Wahrheit in einem bestimmten Zusammenhang, die einen Schluss, der sich
auf eine spezifische Situation anwenden lässt, zulässt.
Modelle bauen also mentale Umgebungen auf, um
Hypothesen zu testen. Und das Endergebnis hängt von einer Reihe von Faktoren
ab, die von Land zu Land unterschiedlich sind.
Die Mathematik spielt dabei im
Wesentlichen zwei Rollen: (1) Die Ergebnisse werden damit klar und transparent.
Und (2) damit wird die interne Konsistenz eines Modells gesichert. Mathematik
spielt also eine reine instrumentale Rolle in ökonomischen Modellen. Der Mangel
an Realismus ist daher keine gute Kritik an sich. Ein Modell ist nämlich nicht
besser als das andere: denn es ist ein Modell,
nicht das Modell. Modelle sind
niemals wahr, aber in Modellen gibt es immer ein Stück Wahrheit.
From Growth Theory to Policy Diagnostics, Graph: Dani Rodrik in: Diagnostics
before Prescription, in Journal of Economic Perspectives, Volume 24, Number 3,
Summer 2010
Und Modelle machen aus der Ökonomie eine
Wissenschaft.
Wie?
Dadurch dass sie (a) die Art und Weise der Hypothese
verdeutlichen, die Logik klarstellen und veranschaulichen, worauf es ankommt,
(b) die Akkumulation von Wissen ermöglichen, indem sie eine Reihe von
plausiblen Erklärungen für unser Verständnis von einer Vielzahl von sozialen
Phänomenen liefern, (c) eine empirische Methode implizieren und (d) erlauben,
dass Wissen auf der Grundlage von gemeinsam geteilten professionellen Standard
anstatt der herrschenden Hierarchien anhand von z.B. Rang, persönlichen
Verbindungen oder Weltanschauung geschaffen wird.
Effizienz bedeutet nicht alles. Economics ist eine Sammlung von
Modellen; geniessen Sie die Vielfalt, hält Rodrik als Fazit fest.
Das Buch, das ausdrücklich kompakt geschrieben ist,
richtet sich nicht unbedingt in erster Linie an Laien. Die Wortwahl ist akribisch getroffen. Und die
Formulierungen sind höchst sorgfältig angefertigt. Es ist alles in allem ein einzigartiges,
hervorragendes Buch, das die Wirtschaftswissenschaft sowohl lobt als auch
tadelt, und damit eine unverzichtbare, beispiellose Quelle aus erster Hand zur
Verfügung stellt.
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