Mittwoch, 18. November 2015

Economics Rules

Buchbesprechung:

Dani Rodrik: Economics Rules. Why economics works, when it fails, and how to tell the difference, Oxford University Press, London, 2015.


Der Autor unterstreicht bereits am Anfang mit Nachdruck, dass er dieses Buch geschrieben hat, um zu zeigen, warum die Wirtschaftswissenschaft es manchmal (ganz) gut macht und manchmal fehlschlägt.

Im Zentrum des Buches stehen Modelle. Und Modelle machen nicht nur die Stärke der Ökonomie aus, sondern sie sind zugleich auch die Achillesferse. Die Vielfalt der Modelle in der Volkswirtschaftslehre ist das notwendige Gegenstück für die Flexibilität der sozialen Welt, wie Dani Rodrik beschreibt.

Ökonomie ist eine Sozialwissenschaft, die dazu beiträgt, zu verstehen, wie die Wirtschaft funktioniert. Das Augenmerk richtet sich nach Methoden: Mit dem Einsatz von besonderen Instrumenten wird der Versuch unternommen, auf grosse Fragen Antworten zu finden. Was die Modelle nützlich macht, ist das Ergreifen eines Aspektes der Realität.

Ein Modell konzentriert sich auf besondere Fälle und sucht dann, zu zeigen, wie sie durch das System zur Entfaltung kommen. Der Punkt, den Rodrik immer wieder betont, ist, dass unterschiedliche Modelle unterschiedliche Antworten liefern, unabhängig davon, dass sie gleich respektabel sind.

Das heisst, dass die entscheidenden Annahmen des Modells der Realität ungefähr entsprechen müssen, damit die Schlussfolgerungen, die sie bieten, in dem Ausmass als wahr gelten. Modelle sind im Grunde genommen wie Märchen (als Kompliment gemeint), legt Rodrik weiter dar: sie sind kurz und transparent und erfassen nur die Wahrheit in einem bestimmten Zusammenhang, die einen Schluss, der sich auf eine spezifische Situation anwenden lässt, zulässt.

Modelle bauen also mentale Umgebungen auf, um Hypothesen zu testen. Und das Endergebnis hängt von einer Reihe von Faktoren ab, die von Land zu Land unterschiedlich sind. 

Die Mathematik spielt dabei im Wesentlichen zwei Rollen: (1) Die Ergebnisse werden damit klar und transparent. Und (2) damit wird die interne Konsistenz eines Modells gesichert. Mathematik spielt also eine reine instrumentale Rolle in ökonomischen Modellen. Der Mangel an Realismus ist daher keine gute Kritik an sich. Ein Modell ist nämlich nicht besser als das andere: denn es ist ein Modell, nicht das Modell. Modelle sind niemals wahr, aber in Modellen gibt es immer ein Stück Wahrheit.


From Growth Theory to Policy Diagnostics, Graph: Dani Rodrik in: Diagnostics before Prescription, in Journal of Economic Perspectives, Volume 24, Number 3, Summer 2010


Und Modelle machen aus der Ökonomie eine Wissenschaft. 

Wie? 

Dadurch dass sie (a) die Art und Weise der Hypothese verdeutlichen, die Logik klarstellen und veranschaulichen, worauf es ankommt, (b) die Akkumulation von Wissen ermöglichen, indem sie eine Reihe von plausiblen Erklärungen für unser Verständnis von einer Vielzahl von sozialen Phänomenen liefern, (c) eine empirische Methode implizieren und (d) erlauben, dass Wissen auf der Grundlage von gemeinsam geteilten professionellen Standard anstatt der herrschenden Hierarchien anhand von z.B. Rang, persönlichen Verbindungen oder Weltanschauung geschaffen wird.

Effizienz bedeutet nicht alles. Economics ist eine Sammlung von Modellen; geniessen Sie die Vielfalt, hält Rodrik als Fazit fest.

Das Buch, das ausdrücklich kompakt geschrieben ist, richtet sich nicht unbedingt in erster Linie an Laien. Die Wortwahl ist akribisch getroffen. Und die Formulierungen sind höchst sorgfältig angefertigt. Es ist alles in allem ein einzigartiges, hervorragendes Buch, das die Wirtschaftswissenschaft sowohl lobt als auch tadelt, und damit eine unverzichtbare, beispiellose Quelle aus erster Hand zur Verfügung stellt.






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