François Hollande hat etwas wirklich Skandalöses getan, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne
(„Scandal in France“) am Freitag in NYTimes.
Der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor redet natürlich
nicht über die angebliche Affäre des französischen Präsidenten. Was
schockierend war hingegen Hollandes Umklammerung der bereits diskreditierten
wirtschaftspolitischen Lehrmeinung der Rechten.
Es ist ein Hinweis darauf, dass
Europas anhaltende wirtschaftliche Probleme nicht vollständig auf die
schlechten Ideen der rechten Seite des politischen Spektrums zurückgeführt
werden können, erklärt Krugman.
Ja, die gefühllosen, verbohrten
Konservativen betreiben die Politik seit langem. Aber sie werden von den
rückgradtlosen und wirren Politikern auf der linken Seite des politischen
Spektrums geradezu unterstützt und aktiviert.
Im Moment scheint Europa aus der Double-dip Rezession zu kommen und etwas
zu wachsen. Aber der leichte Aufwärtstrend folgt mehreren Jahren einer
katastrophalen Performance.
In diesem depressiven und deprimierenden
Umfeld schneidet Frankreich nicht besonders schlecht ab. Es ist wahr, dass die
neuesten Daten darauf hindeuten, dass Frankreich am allgemeinen Aufwärtstrend
Europas nicht beteiligt ist. Die meisten Beobachter führen aber die Entwicklung
auf die Austeritätspolitik zurück.
Hollande hat nun über seine Pläne
für einen Kurswechsel der Wirtschaftspolitik gesprochen. Und es ist schwer, das
Gefühl der Verzweiflung nicht zu spüren, beschreibt Krugman.
Frankreichs Fiskal Ausblick, Graph: Prof. Paul Krugman
Hollande hat seine Absicht zum
Ausdruck gebracht, die Steuern für Unternehmen zu senken, während die
Staatsausgaben zum Ausgleich gekürzt werden sollen: „ Es hängt von dem Angebot
ab. Wir müssen agieren“. Und der französische Präsident hat hinzugefügt, dass
das Angebot die Nachfrage schafft.
Das hört sich wortwörtlich nach
dem sich als Trugschluss erwiesenen Say’schen
Gesetz an, so Krugman, nämlich der Behauptung, dass ein Nachfrageausfall
nicht stattfinden kann, weil die Menschen ihr Einkommen für etwas ausgeben
müssen. Das ist einfach nicht wahr, hebt Krugman hervor. Alle Beweise zeigen,
dass Frankreich über produktive Ressourcen verfügt, sowohl Arbeit als auch
Kapital, welche einfach herumsitzen, weil es an Nachfrage mangelt.
Frankreichs Kerninflation, Graph: Prof. Paul Krugman
Warum nimmt sich Hollande jetzt
eines bereits diskreditierten Dogmas an? Auf welche Tatsachen stützt sich seine
Angebotspolitik ab?
Es ist laut Krugman ein Zeichen
der Unglückseligkeit der europäischen Mitte-Links Politik. Seit vier Jahren
befindet sich Europa im Griff der Austerität-Fieber, mit meist verheerenden
Folgen. Angesichts der Härte, die diese Politik verhängt hat, möchte man
erwarten, dass die Links von der Mitte Politiker energisch auf einen Kurswechsel
drängen. Doch überall in Europa zeigt die Mitte-Links Schwäche, halbherzige
Kritik und oft einfach ein Zusammenzucken.
Hollande wird damit zum Anführer der zweit-platzierten Euro-Wirtschaft, während einige von uns erwartet hätten, dass er dagegen Zeichen setzen würde. Stattdessen zuckt er zusammen. Ein Katzbuckeln, welches sich nun als geistiger Zusammenbruch erweist, so Krugman als Fazit. Und damit vertieft sich Europas Depression weiter.
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