Samstag, 7. November 2015

Europas wirtschaftliche Misere in ein paar Charts

Das europäische BIP hat das Vorkrisenniveau noch immer nicht erreichen können. Die Arbeitslosenquote im Euroraum liegt bei 10,8%.

Die Inflation verläuft deutlich niedriger als der Zielwert der EZB; zum Teil sogar im negativen Bereich. Die Ungleichheit steigt weiter. Und es gibt Unterbeschäftigung sowie ungenutzte Kapazitäten.

Die unnötige aggressive Haushaltskonsolidierung hängt wie ein Damoklesschwert über dem Euroraum. Der Einsatz von Fiscal Stimulus, um die deflationären Auswirkungen des anhaltenden Schuldenabbaus (deleveraging) auszugleichen, kommt aus politischen Gründen nicht zum Einsatz.

Die am Freitag abend von Peter Praet, dem Direktoriumsmitglied der europäischen Zentralbank (EZB) vorgelegten Folien sprechen Bände.

Die erste Abbildung zeigt, wie die Ausgabenkürzungen in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft die Depression vertiefen können.



Das BIP im Euroraum, über verschiedene konjunkturelle Phasen hinaus, im Vergleich zur US-Wirtschaft, Graph: Peter Praet, EZB in: “Monetary policy as information processing”, Nov 6, 2015



Die zweite Abbildung (Produktionslücke) stellt zur Schau, welche langfristige Schäden eine disinflationäre Wirtschaftspolitik mit der Zeit anrichten kann.



Produktionslücke (output gap) im Euroraum, Graph: Peter Praet, EZB in: “Monetary policy as information processing”, Nov 6, 2015

Die dritte Abbildung führt deutlich vor Augen, wie weit die Inflation-Angst und die Besessenheit von Sparpolitik gehen kann: Das Inflationsziel wird um mehr als 100 Basispunkte unterboten und die Politik internal devaluation (Lohnsenkungen und Sozialabbau) löst vernehmliche deflationäre Tendenzen aus und erschwert den Schuldenabbau.





Inflation im Euroraum, Graph: Peter Praet, EZB in: “Monetary policy as information processing”, Nov 6, 2015

Die vierte Abbildung belegt, welchen enormen langfristigen Schaden die Krise angerichtet hat und wie die ganze Entwicklung von der  harschen “Gürtel-enger-schnallen”-Politik “begleitet” wird.

Die Kürzung der Ausgaben der öffentlichen Hand in einer schweren Krise lastet auf der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage. Die Einnahmen gehen zurück. Und die Verschuldung steigt mehr als wenn die Ausgaben nicht gekürzt würden.



BIP-Wachstum Erwartungen, Graph: Peter Praet, EZB in: “Monetary policy as information processing”, Nov 6, 2015



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