Der Wunsch, einen Überschuss im Haushalt zu
erzielen, hängt i.d.R. damit zusammen, die Staatsschulden (debt-to-GDP) zurückzufahren.
Die Aussage, dass es gleichzeitig möglich ist, ein
Haushaltsdefizit einzufahren (d.h. wo die Ausgaben der öffentlichen Hand die
Einnahmen übersteigen), und die Last der Staatsverschuldung zu reduzieren, mag
sich daher unglaubwürdig anhören.
Dem ist aber nicht so. Wenn der Staat mehr
Einnahmen hat als Ausgaben, bleibt Geld übrig, um Schulden zurückzuzahlen. Und
wenn die öffentliche Hand nicht mehr Geld aufnehmen muss, muss sie auch keine
Schuldtitel ausgeben. Auf diese Weise sinkt der Schuldenstand (stock of debt).
Auf den Schuldenstand kommt es aber nicht an. Was
zählt, ist die Grössenordnung der Schulden im Verhältnis zur Grössenordnung der
Wirtschaft und das Einkommen der Steuerzahler, woraus sich die Einnahmen ergeben.
Darum ist es durchaus möglich, die relative Grösse
der Schulden zu verringern, während gleichzeitig ein Haushaltsdefizit in Kraft
ist.
Grossbritannien’s Schuldenstandsquote. Die grauen
Balken zeigen Haushaltsdefizit in diversen Jahren, Graph: The Economist
Die blaue Linie zeigt Staatsschuldenquote (debt-to-GDP). Die grauen Linien
kennzeichnen die Jahre mit Haushaltsdefizit in Grossbritannien. Auch wenn es viele
Defizite in der Nachkriegszeit gab, sind die Schulden viel langsamer gewachsen
als die Wirtschaft, sodass die Staatsschulden drastisch gesunken sind.
PS:
Die Staatsverschuldung ist heute in der Eurozone höher, nicht niedriger. Warum?
Es ist der sog. Nenner-Effekt: Die Schuldenstandsquote ist ein Bruch. Auf dem
Zähler werden die Schulden (debt) und
auf dem Nenner die Wirtschaftsleistung (GDP)
angegeben.
Wenn der Nenner (Wirtschaftswachstum) sinkt, wird
der Bruch insgesamt grösser. Das BIP schrumpft, weil die Ausgaben gekürzt
werden. Und die Verschuldung wird grösser.
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