Dienstag, 17. November 2015

Ist die Deflationsgefahr im Euro-Raum nun vorbei?

Die jährliche Inflationsrate im Euroraum lag im Oktober bei 0,1%, nach minus 0,1% in September, wie das statistische Amt der EU gestern mitgeteilt hat.

Was auffällt, ist der Anstieg der jährlichen Kern-Inflationsrate (Inflation ohne Berücksichtung von schwankungsanfälligen Preise für Nahrungsmittel und Energie) auf 1,1%, was den höchsten Wert seit August 2013 markiert.

Was ist davon zu halten? Ist die Deflationsgefahr im Euroraum damit (vorerst) gebannt?

Zunächst gilt es festzuhalten, dass die EZB ein Inflationsziel von rund 2% anstrebt. Gemessen daran wird der Zielwert von der EZB noch immer um rund 100 Basispunkte unterboten, was nicht anderes heisst, dass die EZB die Preisstabilität verfehlt.


Inflation und Kerninflation im Euroraum, Graph: Bloomberg



Interessant ist vor diesem Hintergrund, in Erinnerung zu rufen, dass Mario Draghi vergangene Woche gesagt hat, dass die Aussichten für die Kerninflation sich zuletzt “etwas abgeschwächt” hätten.

Damit hat der EZB-Präsident signalisiert, dass die geldpolitischen Entscheidungsträger darauf vorbereitet sind, mehr Stimulus zu bieten, falls es nötig wird.


Inflation und Inflationserwartungen gemäss Umfragen im Euroraum, Graph: NY Fed Research (NY Fed Research)


Laut Bloomberg beträgt die Wahrscheinlichkeit zur Zeit 97%, dass die EZB im Dezember den Einlagenzinssatz um 10 Basispunkte senkt, von minus 0,20% auf minus 0,30%, wie die Forward EOINA Daten nahelegen.

Die EZB sieht die Gefahr, dass die Investoren und Verbraucher das Vertrauen in die politischen Entscheidungsträger verlieren, v.a. was die Inflationsprognosen betrifft.

Peter Praet, Direktoriumsmitglied der EZB hat gestern in einem Interview mit dem Bloomberg TV gesagt, dass die Inflationserwartungen im Euroraum nach wie vor fragil sind.

Es sei wesentlich für eine Zentralbank, Inflationserwartungen verankert zu halten, so der EZB-Chefvolkswirt weiter. Es gebe Risiken, weshalb die EZB weitere Massnahmen vorbereite. 

Eine mögliche de-Verankerung der Inflationserwartungen in Verbindung mit einem trägen Wirtschaftswachstum sei ein gefährliches Cocktail.

Ein mögliches Fazit ist sicherlich, dass die EZB immer noch mit ihrem monetaristisch geprägten Weltbild ringt.


update:
Hier ist das Interview von Peter Praet mit dem Bloomberg TV in voller Länge (Engl.).











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