Die jährliche Inflationsrate im Euroraum lag im
Oktober bei 0,1%, nach minus 0,1% in
September, wie das statistische Amt der EU gestern mitgeteilt hat.
Was auffällt, ist der Anstieg der jährlichen
Kern-Inflationsrate (Inflation ohne Berücksichtung von schwankungsanfälligen
Preise für Nahrungsmittel und Energie) auf 1,1%,
was den höchsten Wert seit August 2013 markiert.
Was ist davon zu halten? Ist die Deflationsgefahr im
Euroraum damit (vorerst) gebannt?
Zunächst gilt es festzuhalten, dass die EZB ein
Inflationsziel von rund 2% anstrebt. Gemessen daran wird der Zielwert von der
EZB noch immer um rund 100 Basispunkte unterboten, was nicht anderes heisst,
dass die EZB die Preisstabilität verfehlt.
Inflation und Kerninflation im Euroraum, Graph: Bloomberg
Interessant ist vor diesem Hintergrund, in
Erinnerung zu rufen, dass Mario Draghi
vergangene Woche gesagt hat, dass die Aussichten für die Kerninflation sich
zuletzt “etwas abgeschwächt” hätten.
Damit hat der EZB-Präsident signalisiert, dass die
geldpolitischen Entscheidungsträger darauf vorbereitet sind, mehr Stimulus zu
bieten, falls es nötig wird.
Inflation und Inflationserwartungen gemäss Umfragen
im Euroraum, Graph: NY Fed Research (NY Fed Research)
Laut Bloomberg
beträgt die Wahrscheinlichkeit zur Zeit 97%,
dass die EZB im Dezember den Einlagenzinssatz um 10 Basispunkte senkt, von
minus 0,20% auf minus 0,30%, wie die
Forward EOINA Daten nahelegen.
Die EZB sieht die Gefahr, dass die Investoren und
Verbraucher das Vertrauen in die politischen Entscheidungsträger verlieren,
v.a. was die Inflationsprognosen betrifft.
Peter
Praet, Direktoriumsmitglied der
EZB hat gestern in einem Interview mit dem Bloomberg
TV gesagt, dass die Inflationserwartungen im Euroraum nach wie vor fragil
sind.
Es sei wesentlich für eine Zentralbank,
Inflationserwartungen verankert zu halten, so der EZB-Chefvolkswirt weiter. Es
gebe Risiken, weshalb die EZB weitere Massnahmen vorbereite.
Eine mögliche
de-Verankerung der Inflationserwartungen in Verbindung mit einem trägen
Wirtschaftswachstum sei ein gefährliches Cocktail.
Ein mögliches Fazit ist sicherlich, dass die EZB immer
noch mit ihrem monetaristisch geprägten Weltbild ringt.
update:
Hier ist das Interview von Peter Praet mit dem Bloomberg TV in voller Länge (Engl.).
Hier ist das Interview von Peter Praet mit dem Bloomberg TV in voller Länge (Engl.).
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