Dienstag, 24. November 2015

Ein Film nimmt es mit financial superstructure auf

The Big Short, der neue Hollywood-Film, in den Hauptrollen Brad Pitt, Marisa Tomei, Christian Bale, Ryan Gosling, Steve Carell et al basiert auf einem Buch von Michael Lewis.

Lewis, ein amerikanischer Publizist und Wirtschaftsjournalist beschreibt in seinem lesenswerten Werk den Beginn der Finanzkrise von 2008 in den USA und schildert die Schlüsselfiguren, wie eine Handvoll Trader sich verzocken und wie eine schwere Krise im Sog der Immobilien-Blase und der damit zusammenhängenden Derivate (CDO, CDS usw.) entstehen kann.

Im Film zeigt Adam McKay, der Direktor, wie vier ausstehende Männer in der Welt der High-Finance, die den Zusammenbruch des Immobilien-Marktes Mitte 2000er Jahre vorausgesagt hatten, sich die Big Banks (wegen mangelhafter Vorsorge und Gier) vorknöpfen wollen.

Der Film hat in der US-Blogosphäre unmittelbar auf grosses Echo gestossen. Eine Frage, die im Mittelpunkt steht, ist, ob die Great Recession passiert wäre, wenn wir nur eine geplatzte Immobilien-Blase gehabt hätten und keine „financial superstructure“ von mit hypothekenbesicherten Wertschriften (sub-prime backed securities)?

Eine weitere Frage ist aber, ob die beiden Faktoren (housing bubble und finance superstructure) in diesem Kontext überhaupt getrennt gehandelt werden können?


The Big Short, Graph: IMDb



Dean Baker hat z.B. definitiv die Meinung vertreten, dass es auch ohne die financial superstructure zu Great Recession gekommen wäre.

Robert Waldmann schreibt dazu in seinem Blog, dass es ein rauer Ansatz sei, auf die (viel kleineren) Schwankungen in der Vergangenheit zu blicken, die vor der Entstehung von superstructure mit RMBS, CDO, CDS usw. zustande gekommen sind, um dann die nachfolgenden Schwankungen in Bezug auf das BIP und die Beschäftigung zu berücksichtigen.

Was Waldmann damit zum Ausdruck bringen will, ist, dass es sich dabei um zwei sehr unterschiedliche Variablen handelt, v.a. mit einem Verzögerungseffekt (time lag). Es sei daher nicht gewöhnlich, die beiden Variable in dieselbe Regressionsanalyse zu integrieren. Dennoch scheint er aber davon auszugehen, dass Baker mit seinem Ansatz richtig lag.

Denn auch Paul Krugman zollt Baker in seinem Blog seinen Respekt, die Blase im Immobilien-Markt vorzeitig erkannt zu haben.

Krugman habe sogar danach die Situation gestützt auf die Beobachtungen von Baker und Bill McBride (der auch auf die Immobilien-Blase aufmerksam gemacht hatte) besser unter die Lupe genommen.

Der am Graduierten Zentrum der City University of New York (CUNY) forschende Wirtschaftsprofessor wendet aber ein, dass im Film der Eindruck hinterlassen werde, als ob niemand die massive Spekulationsblase am Immobilien-Markt gesehen hätte. Das stimmt nicht, so Krugman, mit Verweis auf Baker und McBride. Es gab doch respektable Ökonomen, die die Problematik weit am High-Finance Horizont gesichtet hatten.

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