Eine moderne Zentralbank setzt ihre Geldpolitik heute
über die Steuerung des Zinsniveaus (auf dem Geldmarkt) um. Senkt sie die
Zinsen, verbilligt sie die Kredite, um z.B. Deflation entgegenzuwirken und die
Wirtschaft anzukurbeln. Erhöht sie die Zinsen, verteuert sie die Kreditaufnahme,
um z.B. Inflation zu bekämpfen.
Nun ist es so, dass die Fed sich derzeit anschickt,
die Fed Funds Rate im Dezember
anzuheben. In Europa hingegen deutet die EZB auf eine weitere Lockerung des
geldpolitischen Kurses hin.
Der Unterschied in der Gestaltung der Geldpolitik
kommt im Markt für Staatspapiere zur Entfaltung: Während die Rendite der
kurzfristigen Staatsanleihen in den USA steigt, fällt sie in der Eurozone.
Wie in der folgenden Abbildung deutlich zu sehen
ist, hat sich die Renditedifferenz inzwischen weiter ausgedehnt. Die Rendite
der deutschen Staatspapiere mit 5 Jahren Laufzeit beträgt heute minus 0,11%.
Und die entsprechende Rendite der US-Papiere notiert auf 1,65%.
Lücke zwischen der Rendite der US-Treasury Bonds
und der deutschen Bundesanleihen weitet sich aus, Graph: FT
Das letzte Mal, als die Lücke zwischen den beiden
Renditen eine solche Grössenordnung innehatte, war es im Juli 1999, sieben Monate nach
dem Start der Gemeinschaftswährung.
Heute hat sich die EZB aber an die eigene Nase zu
fassen. Warum hat sie sechs plus Jahre verstreichen lassen, bis sie beschloss, eine
QE-Politik in der Eurozone durchzuführen?
Lücke beim Wirtschaftswachstum bedeutet Lücke beim
Renditeunterschied zwischen den beiden Volkswirtschaften.
Obendarauf kann die EZB zur Zeit nicht einmal die
Preisstabilität gewährleisten, weil sie ihren Zielwert seit 2 ½ Jahren
unterbietet, wegen der Besessenheit von Haushaltskonsolidierung der
europäischen Wirtschaftspolitik.
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