Montag, 16. November 2015

Eurozone im Tal der Tränen

Eine moderne Zentralbank setzt ihre Geldpolitik heute über die Steuerung des Zinsniveaus (auf dem Geldmarkt) um. Senkt sie die Zinsen, verbilligt sie die Kredite, um z.B. Deflation entgegenzuwirken und die Wirtschaft anzukurbeln. Erhöht sie die Zinsen, verteuert sie die Kreditaufnahme, um z.B. Inflation zu bekämpfen.

Nun ist es so, dass die Fed sich derzeit anschickt, die Fed Funds Rate im Dezember anzuheben. In Europa hingegen deutet die EZB auf eine weitere Lockerung des geldpolitischen Kurses hin.

Der Unterschied in der Gestaltung der Geldpolitik kommt im Markt für Staatspapiere zur Entfaltung: Während die Rendite der kurzfristigen Staatsanleihen in den USA steigt, fällt sie in der Eurozone.

Wie in der folgenden Abbildung deutlich zu sehen ist, hat sich die Renditedifferenz inzwischen weiter ausgedehnt. Die Rendite der deutschen Staatspapiere mit 5 Jahren Laufzeit beträgt heute minus 0,11%. Und die entsprechende Rendite der US-Papiere notiert auf 1,65%.


Lücke zwischen der Rendite der US-Treasury Bonds und der deutschen Bundesanleihen weitet sich aus, Graph: FT


Das letzte Mal, als die Lücke zwischen den beiden Renditen eine solche Grössenordnung innehatte, war es im Juli 1999, sieben Monate nach dem Start der Gemeinschaftswährung.


EUR vs. USD, Graph: FT

Heute hat sich die EZB aber an die eigene Nase zu fassen. Warum hat sie sechs plus Jahre verstreichen lassen, bis sie beschloss, eine QE-Politik in der Eurozone durchzuführen?

Lücke beim Wirtschaftswachstum bedeutet Lücke beim Renditeunterschied zwischen den beiden Volkswirtschaften. 

Obendarauf kann die EZB zur Zeit nicht einmal die Preisstabilität gewährleisten, weil sie ihren Zielwert seit 2 ½ Jahren unterbietet, wegen der Besessenheit von Haushaltskonsolidierung der europäischen Wirtschaftspolitik.




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