Montag, 19. Oktober 2009

Wall Street: Zurück ins Spielcasino

Das Schlimmste scheint ausgestanden zu sein, aber die Wirtschaft wankt immer noch. Die Gefahr einer Beinahe-Depression wurde dank Staatsausgaben abgewendet. Vergangene Woche präsentierten Goldman Sachs (3,2 Mrd. $) und JP Morgan (3,6 Mrd. $) aufsehenerregende Quartalsgewinne. Während Banken im Geschäft mit Trading wieder Milliardengewinne einfahren, vermelden die Banken im Kreditgeschäft wie z.B. Bank of America und Citigroup hohe Verluste. Zugleich trennen sich Banken vom Staatsgeld demonstrativ, und schütten erneut hohe Bonus aus, sogar höher als im Jahre 2007. Die Gewinne steigen, aber der Stellenabbau setzt sich fort. Viele Menschen verlieren den Job und das Haus. In diesem Zusammenhang deutet Paul Krugman in seiner Montagskolumne in New York Times, dass die US-Administration, allen voran der am Anfang donnernde Kritiker Lawrence Summers nun dazu übergegangen sei, die Finanzindustrie schonend zu behandeln, indem er darauf hofft, dass die Banken sich wieder aufrappeln.

Warum hat sich aber der Ton geändert? Weil die Finanzindustrie nach dem Erhalt einer gigantischen Rettungssumme an Geldern von Steuerzahlern nun gegen die seriösen Reformbemühungen heftig wettert. In der ersten Phase der Krise wurde Main Street für die Untaten der Wall Street bestraft, so Krugman. Jetzt zahlt sich das im negativen Sinne aus. Die anhaltende hohe Arbeitslosigkeit führt zu grossen Verlusten auf Hypotheken und Kreditkarten. Die fortwährende Schwäche vieler Banken trägt dazu bei, dass sich die Not in Wirtschaftlich verfestigt. Die Banken zögern, Kredite zu gewähren, insbesondere an kleinere Unternehmen. Summers weigert sich, mehr staatliche Hilfe für Banken (im Kreditwesen) bereitzustellen. Krugman ist daher der Meinung, dass der Zeitpunkt der politischen Gelegenheit für radikale Massnahmen für die Bankbranche inzwischen verpasst wurde. „Dennoch brauchen wir eine wirksame Finanzreform“, schreibt Krugman weiter. Denn wenn wir nichts tun, werden Banken wieder noch grössere Risiken eingehen als im Vorfeld der Krise. Die Lehre aus den letzten Monaten war nämlich: „Wenn die Banken anfangen, mit dem Geld anderer Leute zu spielen, heisst es: Kopf; die Banken gewinnen. Zahl; der Rest von uns verliert“.

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