Mittwoch, 7. Oktober 2009

Niall Ferguson: Es gibt so was wie „too big to fail“ nicht

Niall Ferguson warnt in einem reaktionären Essay in Telegraph vor „state monopol capitalism“ (Kapitalismus im Monopol des Staates). Der britische Historiker plädiert für Deregulierung und wettert gegen den Staat. Die Krise drohe, die Konservative („wir sind es von Geburt aus eher gewohnt, das Lob der freien Finanzmärkte zu singen“) zu diskreditieren. Die Krise sei nicht die Folge von Deregulierung und Marktversagen, so Ferguson. In Wirklichkeit sei sie in einem stark verzerrten Finanzmarkt entstanden: Eine übermässige Konzentration, exzessiver Einsatz von Fremdkapital, falsche Theorien von Risikomanagement und v.a. Moral Hazard in Form einer implizierten Staatsgarantie haben laut Ferguson eine riesige, tickende Zeitbombe auf beiden Seiten des Atlantiks geschaffen. „Die grösste Gefahr, der wir derzeit gegenüberstehen, ist, dass die Notmassnahmen (zur Behebung der Krise) die Sache noch schlimmer gemacht haben“, so Ferguson. Er ist überzeugt, dass es so was wie „too big to fail“ (TBTF) in einem freien Markt nicht gibt.

Die Krise habe „state monopol capitalism“ mehrere Schritte näher gebracht: (1) Indem sie drei der grössten Banken (Bear, Merrill und Lehman) ausgelöscht habe, und zugleich mehr als kleinere und regionale Banken in Vergessenheit habe geraten lassen und (2) Das Scheitern von Lehman sei ökonomisch so verheerend gewesen, dass die Überlebenden zu TBTF geworden sind.

Ferguson verweist lobend auf „eine beispiellose Konzentration in der Finanzdienstleistungsbranche“ zwischen 1990 und 2008. Doch Konzentration im Bankensektor sei nicht so weit gegangen, um den Wettbewerb auszuschalten. Im Gegenteil: Das Geschäft für die Banken sei nach wie vor sehr wettbewerbsintensiv. Tatsächlich sei es gerade diese Konkurrenz gewesen, die Führungskräfte bei den Banken gefördert habe, aggressiv Grössenvorteile (economies of scale) zu verfolgen, die Hebelwirkung (leverage) zu erhöhen, und zunehmend riskante Positionen aufzunehmen. Man kann sich aber hier nicht davor zurückhalten, zumindest zu fragen, ob dieses Marktumfeld nicht gerade die Grundlage für „Ponzi Scheme“ gewesen ist? Ferguson verliert ferner kein Wort über das "Shadow Banking System" und auch nicht über die wachsende Ungleichheit in der Einkommensverteilung in den vergangenen 20-30 Jahren.

Fazit: Ferguson vertritt die Meinung, dass es keine Alternative gibt zu der Politik „der Markt regelt alles“, d.h. Ferguson würde allem Anschein nach gern mit dem dogmatischen Prozess von Entstaatlichung und Deregulierung weiter fahren.

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