Mittwoch, 14. Oktober 2009

Dollar-Schwäche: Anzeichen des Vertrauens?

Der Dollar wertet sich weiterhin ab. Die Schwäche bezieht sich nicht nur auf den Euro. Der handelsgewichtete Dollarkurs hat diese Woche einen neuen Tiefstpunkt erreicht. Das entspricht einem Verlust von rund 10% seit Jahresbeginn. Gold-Bugs und finanzpolitische Falken scheinen Gerüchte, wonach der Greenback tot ist, fördern zu wollen, schreibt Martin Wolf in einem Kommentar in FT von heute. Beide Protagonisten beschwören gern die Hyperinflationsgefahr. Der Anstieg des Goldpreises repräsentiert aber Angst, keine Fakten, urteilt Wolf. Und die Angst vor Inflation ist nicht berechtigt. Denn nach wie vor überwiegen Deflationsrisiken. Die Ausweitung der Notenbankgeldmenge führt nicht zu Inflation, weil die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt und die herkömmliche Geldpolitik längst an Effektivität verloren hat. Der Zeitpunkt für eine Korrektur ist daher noch nicht gekommen.


Euro / Dollar Exchange Rate, Graph: finance.yahoo.com

Der Finanzsektor befinden sich zwar allem Anschein nach in der Erholungsphase. Dieser Zustand ist aber den Zentralbanken zu verdanken, die die Finanzmärkte immer noch grosszüzig mit Liquidität versorgen. Die ersten Anzeichen der konjunkturellen Erholung sind auf die staatlichen Stützungsmassnahmen zurückzuführen. Dazu zählt auch der Abbau von Lagerbeständen, was Hoffnungen erweckt, dass die Konjunktur die Talsohle überschritten hat. Eine wichtige Frage ist daher, ob die US-Administration angesichts des riesigen Haushaltsdefizits den US-Dollar-Verfall bewusst in Kauf nimmt? Der sich abwertende Dollar ist an sich keine schlechte Nachricht, weil es aus dem Vertrauenszuwachs resultiert. Als im Sog der Finanzkrise eine Panik ausbrach, suchten Anleger weitweit Schutz beim US-Dollar. Die US-Staatsanleihen gelten schliesslich als die sichersten und die liquidesten Zinspapiere der Welt. Nun wenn die Angst abzuklingen beginnt, nimmt die Nachfrage nach Dollar ab. Und die Abwertung kommt US-Exporteuren entgegen. Auf diese Weise lässt sich das hohe Leistungsbilanzdefizit der USA abbauen. Der Dollar-Verfall ist also kein Zeichen dafür, dass die Welt den Glauben in den USA verliert. Mit dem schrägen Argument versuchen nämlich die Republikaner zur Zeit Druck auf die Fed auszuüben, damit diese die Zinsen wieder anhebt, wie Paul Krugman in seiner Kolumne in The NYT neulich erläutert hat.

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