Dienstag, 25. August 2009

SNB: Keine Wende in der Geldpolitik

Die Schweizer Volkswirtschaft erfährt gegenwärtig den schärften konjunkturellen Einbruch seit Mitte der 1970er Jahren, sagte Thomas Jordan heute in einem Referat in Schwyz. Für das Gesamtjahr 2009 rechnet die SNB mit einem (negativen) Wachstum des realen BIP in einer Grössenordnung von bis zu -3,0%. Der Wachstumseinbruch falle dabei im internationalen Vergleich moderat aus, so Jordan, Mitglied des Direktoriums der SNB. Ursächlich sei hierfür die breit diverzifizierte und relativ flexible sowie strukturelle starke Schweizer Volkswirtschaft. Es liegen zudem in der Schweiz keine makroökonomischen Ungleichgewichte vor. Mit -1,2% lag die Inflationsrate im Juli 2009 auf dem tiefsten Stand seit 1959. Die durchschnittliche Teuerung wird laut SNB 2009 voraussichtlich bei -0,5% liegen. Die Deflationsgefahr scheint also noch nicht völlig gebannt zu sein.


SNB in Warteposition, Graph: Thomas Jordan, SNB, August 25, 2009

Die SNB hält den Zeitpunkt für eine Wende in der Geldpolitik für noch nicht gekommen. Es bestehe im Moment für die SNB kein geldpolitischer Handlungszwang, hält Prof. Jordan fest. Weil (1) die Schweiz von Anpassungen im Investitionszyklus erst verzögert erfasst werden dürfte, (2) die massive Unterauslastung der Produktionsfaktoren noch einige Zeit anhalten wird und (3) die Inflationsprognose mittelfristig keinen Inflationsdruck anzeigt. Im Moment überwiegen noch die Deflationsrisiken.

Fazit: Die SNB befindet sich in einer Warteposition.


Signale einer konjunkturellen Bodenbildung in der Schweiz, Graph: Thomas Jordan, SNB, August 25, 2009

Heisst das aber, dass die SNB keine Exit-Strategie hat? Keineswegs! Die SNB legt grossen Wert auf die optimale Durchführung des mittelfristig notwendigen Liquiditätsabbaus. Wie geschieht das? Die technische Umsetzung ist problemlos möglich: (1) Viele unkonventionelle Massnahmen laufen bei Nichterneuerung automatisch aus. (2) Die SNB-Bills stellen ein effizientes Instrument zur Abschöpfung von Liquidität dar.

Anspruchsvoller ist jedoch (a) der Ausstiegszeitpunkt und (b) die Standfestigkeit gegenüber dem politischen Druck.

Keine Kommentare: