Montag, 21. Mai 2012

Makroökonomie – bildlich gesprochen


Peter Dorman nimmt es in seinem Blog Econospeak mit der Vorlage der von Robert Shiller in einem Artikel in NY Times am Sonntag beschriebenen ruchlosen Metapher „Gürter-enger-schnallen“ auf.

Er erläutert, warum es aus makroökonomischer Sicht irreführend ist, einzelwirtschaftliche (Familie) und gesamtwirtschaftliche (Staat) Motive gleichzustellen. Eine Familie kann u.U. anfangen, weniger Geld auszugeben, wenn sie mit dem Haushalt nicht mehr zurechtkommt. Es klappt, weil die Einnahmen konstant bleiben. Der Staat kann nicht wie ein privater Haushalt sparen, weil seine Einnahmen nicht gegeben sind. Spart eine Volkswirtschaft stark, dann stürzt die Konjunktur ab und die Einnahmen fallen weg.

Dorman gefällt aber die neue Metapher („ein Winter auf der Familienfarm“) von Shiller nicht. Wenn das Land mit Schnee bedeckt ist, dann macht es Sinn, die Zeit mit Reparatur alter Geräte zu verbringen, in neue Methoden zu investieren usw. Da hat Prof. Shiller natürlich recht. Aber seine Metapher umgeht die Makroökonomie, hebt Dorman hervor. Weil die neue Metaphar den „Winter“ als eine exogene Kraft annimmt und daran scheitert, aufzuklären, wie „ökonomische Winter“ durch das Verhalten der Bauern selbst erzeugt werden.

Als Alternative legt Dorman die Familienfarm-Version von baby sitting coop von Paul Krugman (siehe dazu hier und hier) nahe. Wir haben offensichtlich alle bäuerliche Wurzeln und reagieren auf ertragsarme Landwirte besser als auf Yuppies, die einen Ort suchen, wo sie ihre Babys „parken“ können.

Die Story geht so: es gibt ein fernes Land mit nur zwei Bauern und ihren Familien. Der eine Bauer baut Weizen an. Der andere Bauer züchtet Kühe (für die Milch). Beide produzieren für sich selbst und verkaufen den Rest an den anderen Bauer. Eines Tages beschliesst der Milchviehhalter, eine kohlenhydratarme Diät zu machen, und verringert den Kauf von Weizen für seine Familie. Das Einkommen des Bauers, der Weizen anbaut, sinkt und seine Familie beruft eine Krisensitzung, um zu diskutieren, was zu tun ist.

Der Bauer sagt: „Unser Einkommen ist gesunken und wir haben keine Alternative als unsere Gürtel enger zu schnallen. Das bedeutet, dass wir den Milch-Konsum senken müssen“. Und sie tun es. Aber dann fällt auch das Einkommen des Milchviehhalters. Die Familie beruft sofort eine Sitzung und beschliesst anschliessend, weniger Weizen zu kaufen. Und so geht es weiter, bis keine der Familien Einkommen hat und die Diät einer jeden Familie sich als schrecklich erweist.

Dorman hat in dieser Story die Preise ausgelassen und es gibt auch keine Erwartungen. Es ist eben nur eine Geschichte. Und der Punkt ist aber (aus makroökonomischer Sicht), dass Ausgaben gleich Einkommen sind. Sie sind zwei Seiten genau der selben Sache. Jeder Dollar oder Euro, den die öffentliche Hand ausgibt, ist Einkommen für jemanden anderen und wenn das Einkommen sinkt und der Staat darauf mit Ausgabenkürzungen reagiert, kommt der Fluss des Einkommens zum Erliegen.

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